Inzwischen ist die Commerzbank nach der Bankenkrise wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt, die Konsolidierung der Bank schreitet voran. So konnte die Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr ein positives Konzernergebnis erwirtschaften, ein Plus von 264 Millionen Euro steht in den Büchern. In der ursprünglichen Planung ging das Unternehmen noch von knapp über 600 Millionen Euro Ergebnis aus, musste diesen Wert aber Anfang März wegen diverser Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten korrigieren.
Dennoch verließ das Unternehmen trotz der Niedrigzinsphase unerwartet schnell die Verlustzone, im Jahr 2013 musste noch ein Verlust von 81 Millionen Euro verbucht werden. Im DAX-Dividendenreport kann die Aktie aufgrund der fehlenden Dividende und damit einer Dividendenrendite von exakt 0 % leider nur einen der hinteren Plätze belegen. Der Hauptversammlung am 30. April wurde von der Verwaltung kein Vorschlag für eine Dividendenzahlung unterbreitet.
Das Gesamtergebnis speist sich aus den Beiträgen verschiedener Sparten – Risiko Osteuropa
Auf der Investorenkonferenz gab es interessante Einblicke in die Entwicklung der Erfolgsbeiträge der einzelnen Geschäftsbereiche der Bank bzw. der jeweiligen Kundensegmente. Im Privatkundengeschäft konnte die Kundenzahl erheblich gesteigert werden, allerdings erscheint hier die Erfolgskennzahl der sogenannten Cost-Income-Ratio (CIR) verbesserungswürdig. Die Erträge werden durch anfallende Kosten zu 85 % „aufgefressen“, weshalb in den kommenden Jahren sicherlich ein erhebliches Verbesserungspotenzial bestehen könnte. Als Meilenstein im Privatkundengeschäft wird das Jahr 2016 genannt, zu diesem Zeitpunkt sollen die meisten Bankgeschäfte 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche von überall aus durchgeführt werden können.
Die Commerzbank setzte – anders als beispielsweise der Mitbewerber Deutsche Bank – vergleichsweise früh auf den Mittelstand. Diese Strategie beruht auf der Annahme, dass das Mittelstandsgeschäft langfristig gesehen stetige Erträge erwirtschaften kann, die weniger großen Schwankungen wie das Investmentbanking unterliegt. Mit einem gebundenen Kapital von 7,2 Milliarden Euro ist dies das kapitalbindendste Segment. Mit einer Aufwandsquote von 47 % ist die Bank hier schon sehr gut aufgestellt, weshalb die Sparte „Mittelstandsbank“ auch zu einem der Gewinn- und Wachstumstreiber der Zukunft werden könnte.
Die Zahlen des Jahres 2014 enthalten leider auch nur den Rückblick auf die Region „Zentral- und Osteuropa“, vor deren Gewinnbeitrag des laufenden Geschäftsjahres zumindest ein Fragezeichen gesetzt werden könnte. Aufgrund der EU-Sanktionen gegen Russland, der enormen Währungsschwankungen der Region könnte dieser Geschäftsbereich im Jahr 2015 zu den risikoreicheren gehören. Doch darüber wird erst die Hauptversammlung 2016 berichten können.
Wahrscheinlich wird es Kritik von den Aktionären hageln
Mangels eines Vorschlags der Auszahlung einer Dividende wird sich das Hauptaugenmerk nach der Übertragung des vollen Jahresüberschusses in die freien Rücklagen wohl auf die Vorstandsvergütung richten. Wahrscheinlich wird sich dabei sogar der Unmut der Aktionäre entladen, denn der Unternehmensvorstand möchte sich von der Hauptversammlung ein neues, höheres Vergütungsmodell vorschlagen lassen. Noch zu Zeiten, in denen die Commerzbank von der Bundesrepublik gestützt und gerettet werden musste, war die Höhe der Vorstandsbezüge strikt begrenzt. Es stehen verschiedene Modelle zur Auswahl, die im für die Aktionäre schlechtesten Fall eine Steigerung des Grundgehaltes des Vorsitzenden von 1.312.500 Euro auf 1.575.000 Mio. Euro vorsehen würden. Damit würde der Vorsitzende ein Gehaltsplus von 20 % realisieren, bei den weiteren Vorstandsmitgliedern wäre es ein Plus von 75.000 Euro von 750.000 Euro auf 875.000 Euro (+10 %).
Die Aktionäre werden die berechtigte Frage stellen, ob es angesichts der Niedrigzinsphase und sinkender Zinsmargen eine gute Begründung für diesen Schritt geben wird. Im Endeffekt wird es eine hoch spannende Diskussion geben, eine Ablehnung des Vorschlages erscheint aber zumindest unwahrscheinlich.
Commerzbank-Dividende im Jahr 2016?
Im ersten Quartalsbericht 2015 hat die Commerzbank eine Dividenden-Abgrenzung in der Höhe von 57 Millionen Euro vorgenommen – diese Summe wird zwar nicht heuer, dafür aber vermutlich nächstes Jahr ausgeschüttet.
Bei einer Pro-Forma Aktienanzahl von 1,253 Milliarden Aktien (1,139 Milliarden pre-Kapitalerhöhung + 0,114 Milliarden Kapitalerhöhung am 28. April 2015 zu je 12,10 Euro) würde das auf eine Dividende von 4-5 Cent je Aktie schließen lassen. Nimmt man jetzt an, dass die Commerzbank jedes Quartal 2015 eine Abgrenzung im gleichen Ausmaß vornimmt, so kommt man auf eine Dividende für das Geschäftsjahr 2015, die wiederum im Jahr 2016 ausbezahlt werden wird, von c. 18 Cents je Aktie.
Analysten von Barclays und Equinet gehen von einer Ausschüttung von 14 bis 18 Cent je Aktie aus und rechnen damit vermutlich implizit mit einem traditionell in der Finanzbranche schlechteren 4. Quartal.
Die geschätzte Dividendenrendite auf Basis des Schlusskurses vom 29. April 2015 (XETRA) von 12,03 Euro beträgt daher zwischen 1,16% und 1,50%.
Damit würde sich die Commerzbank zwar immernoch auf den hinteren Rängen des DAX-Dividendenreports wiederfinden, aber immerhin wäre die Durststrecke der Anleger beendet, die seit 2007 leer ausgehen mussten.