In der derzeitigen Lage, in der es praktisch die gesamte Weltwirtschaft hart getroffen hat, wird sich die Wirtschaft in einzelnen Ländern in sehr unterschiedlichem Tempo wieder erholen. Das wird sich auch auf deren Währung auswirken – und schwer vorherzusagen sein. Investitionen in Fremdwährungen bedeuten also gerade in der derzeitigen Situation durchaus ein beträchtliches Risiko. Das tun sie aber auch sonst. Dazu kommt: Vielfach gibt es auch dort Währungsrisiken, wo man sie gerade nicht vermuten würde. Viele enthaltene Währungsrisiken sind gar nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Gerade als Kleinanleger sollte man darauf aber immer Bedacht nehmen.
Risiko Fremdwährung
Eine solide Prognose über die zukünftige, wahrscheinliche Entwicklung einer einzelnen, gut dokumentierten Aktie abzugeben, erfordert bereits ein ordentliches Maß an Fachkenntnis und sehr viel Erfahrung. Abzuschätzen, in welche Richtung sich eine einzelne Währung in der allernächsten Zukunft bewegt, gehört zu den schwierigsten Aufgaben überhaupt auf dem gesamten Finanzmarkt. Es ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst für ausgewiesene Experten im Währungsbereich erhält man oft nur ein Schulterzucken als Antwort – “wer weiß”.
Jeder, der schon einmal versucht hat, im Währungsbereich zu spekulieren, hat das wahrscheinlich schon selbst erlebt. Der Wert von Währungen wird von einer schieren Vielzahl von ganz unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, die man alle einzeln erkennen und deren Einfluss man richtig abschätzen können muss. Dazu gehören nicht nur Veränderungen bei den Leitzinsen oder Veränderungen bei den Fundamentaldaten der Wirtschaft des betreffenden Landes. Auch Äußerungen von Politikern oder Entscheidern in der Wirtschaft. Selbst wenn es sich lediglich um recht allgemein gehaltene Absichtserklärungen oder einfach nur Meinungsäußerungen handelt, aus denen einige einen Zusammenhang mit der künftigen Währungsentwicklung erkennen wollen.
Wenn es darum geht, den Preis zweier Währungen gegeneinander abzuschätzen, verdoppelt sich das Problem dann exakt. Dann muss man nämliche alle einflussgebenden Faktoren bei beiden Währungen richtig abschätzen – und zusätzlich noch gegeneinander abwägen. Nur so ließe sich dann beurteilen, in welche Richtung und in welche Höhe sich das Kursverhältnis der beiden Währungen entwickelt. Kurz gesagt: Kursverhältnisse lassen sich für die Zukunft kaum wirklich und zuverlässig abschätzen. Für Laien schon gar nicht.
Währungsrisiko – oder Währungschance?
Wenn sowohl die Aufwärts- als auch die Abwärtsbewegungen kaum vorherzusehen sind, kann die Bewegung des Kursverhältnisses der eigenen Währung zur betreffenden Fremdwährung natürlich am Ende beides bedeuten. Die zwischenzeitlich erfolgte Veränderung des Kursverhältnisses kann den Gesamtgewinn bei der Anlage noch zusätzlich erhöhen – sie kann ihn aber auch schmälern. Das Problem liegt dabei darin, dass man eben nie von vornherein sagen kann, in welche Richtung und in welchem Ausmaß sich das Kursverhältnis der beiden Währungen zueinander verändern wird.
Wer eine Anlage in einer Fremdwährung (sehr häufig wird das bei vielen in USD sein) hält, kann, wenn die Währung im Anlagezeitraum aufgewertet wird, beim Rücktausch in Euro mit zusätzlichem Gewinn rechnen. Je nach Ausmaß der Aufwertung kann das bei größerem Anlagewert durchaus ein beträchtlicher Zusatzgewinn sein.
Wird umgekehrt der Euro im Anlagezeitraum gegenüber der Fremdwährung aufgewertet, büßt man beim Rücktausch des Gewinns Geld ein – unter Umständen ebenfalls beträchtlich. Dazu kommt, dass gerade in längeren Anlagezeiträumen viele solcher Schwankungen in unterschiedlich langen Zeiträumen aufeinanderfolgen – jeweils in unterschiedliche Richtungen. Möglicher Gewinn und möglicher Verlust aufgrund der Währungsschwankungen gegeneinander liegen also immer nahe beieinander. Das gehört zu den vielen im Grunde unvorhersehbaren und unberechenbaren Risiken bei Anlagen – und muss ganz einfach so hingenommen werden.
Gerade in den Zeiträumen des Wiederanlaufens der Wirtschaft in vielen Ländern nach den Shutdowns der Corona-Zeit und den unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen können die Schwankungen von einzelnen Währungen gegeneinander eventuell noch wesentlich deutlicher ausfallen, als sie das ohnehin sonst schon tun. Jedes Land hat seine eigene Exit- und Wiederanlauf-Strategie. Je nachdem, wie diese Strategie im Einzelnen aussieht, können sich die Volkswirtschaften der Länder in ihrer Leistungsfähigkeit deutlich unterscheiden. Was sich dann auch wieder im Kursverhältnis ihrer beiden Währungen zueinander niederschlägt. Die USA wurde übermäßig hart – auch wirtschaftlich – getroffen. Die Wirtschaftsleistung der USA wird daher möglicherweise noch längere Zeit niedriger bleiben, als sie das bisher war. Ausgehend von dieser Einschätzung könnte man auch vermuten, dass das Auswirkungen auf bestimmte Kursverhältnisse zum USD hat (etwa das Kursverhältnis EUR – USD, wenn sich Europa wirtschaftlich schneller wieder erholt als die USA).
Bis die Wirtschaft nach der von Corona ausgelösten weltweiten Wirtschaftskrise wieder in einigermaßen geordneten Bahnen verläuft und alle ihre Staaten wieder ihre ursprüngliche Wirtschaftsleistung in vollem Umfang wiedererlangt haben, könnten die Schwankungen in den Kursverhältnissen einzelner Währungen zueinander also noch größer ausfallen. Und damit auch mehr Risiko bestehen, das man gegebenenfalls mit einkalkulieren muss.
Kann man Währungsrisiken nicht einfach ausschließen?
In der Praxis ist das gar nicht so einfach – und es ist auch fraglich, ob das unbedingt in jedem Fall empfehlenswert ist. Die Schwierigkeit dabei ist, dass man nicht alle bestehenden Währungsrisiken auf den ersten Blick gleich erkennt. Selbst wenn das eigene Portfolio beim ersten Hinsehen rein in Euro geführt wird, muss das nicht zwingend tatsächlich so sein. Wenn man etwa Edelmetalle – wie Gold – in EUR kauft, besteht beispielsweise dennoch ein Währungsrisiko, da Gold weltweit grundsätzlich nur in USD gehandelt wird. Sowohl Kauf als auch Rückkauf finden zwar in der Euro-Zone in EUR statt. Im Hintergrund wird allerdings der EUR-Betrag zunächst in USD getauscht und in dieser Währung gekauft. Beim Rückkauf läuft das genau umgekehrt ab. Das Währungsrisiko wirkt sich hier also quasi im Verborgenen aus. Es besteht aber in genau dem gleichen Umfang, als würde man das Geld selbst in USD umtauschen und später wieder einen USD-Betrag in EUR zurücktauschen.
Auch bei der Anlage selbst wirkt sich dieses Risiko über die gesamte Anlagedauer hinweg aus. Selbst wenn der Goldpreis konstant bleibt, würde man als Anleger bei jeder Abwertung des USD Geld verlieren. Umgekehrt würde man einen sinkenden Goldpreis nicht einmal bemerken, wenn im gleichen Zeitraum der USD aufwerten würde. Das war beispielsweise in den Jahren 2014 und 2015 bei zwei Gelegenheiten der Fall. Als Euro-Anleger muss man beim Gold also nicht nur den Goldpreis, sondern immer auch das Kursverhältnis EUR-USD genau im Blick haben.
Bei ausländischen Aktien, die an einer deutschen Börse in EUR gehandelt werden, ist das noch viel komplizierter. Kurse werden zwar prinzipiell von Angebot und Nachfrage am jeweiligen Markt bestimmt – allerdings kommen bei Kursdifferenzen zwischen zwei Börsen (etwa an der Hongkonger und der Frankfurter Börse) Arbitrage-Mechanismen zum Tragen, die eine unterschiedliche Nachfrage an beiden Börsen relativ schnell wieder egalisieren. Der Kurs an der deutschen Börse orientiert sich dann also sehr eng wieder am Kursverlauf der Heimatbörse der Aktie – zum eingerechneten Wechselkursverhältnis. Ändert sich nun der Wechselkurs der beiden Währungen zueinander, kann das auch für den Anleger hier entweder Gewinn oder Verlust bedeuten, je nachdem, in welche Richtung sich das Kursverhältnis bewegt.
Einzig bei Fondsanlagen kann man in einigen Fällen gegen eine beträchtliche Zusatzgebühr Wechselkursrisiken ausschließen lassen. Besonders teuer wird das, wenn man Währungen absichern will, die ein höheres Zinsniveau als der Euro haben. Bei vielen Fonds, bei denen das erst gar nicht angeboten wird, muss man sich unbedingt mit dem Wechselkursrisiko auseinandersetzen. Vor allem, wenn der Fonds global angelegt ist und die Zielinvestments des Fonds in Ländern mit anderen Währungen liegen. In diesem Fall wird man vom bestehenden Wechselkursrisiko als Anleger voll getroffen. Dass als Fondswährung EUR angeboten wird, spielt dann keine Rolle. Das bedeutet häufig, dass eben im Hintergrund umgerechnet wird, inklusive dem gleich eingepreisten, wechselnden Kursverhältnis der jeweiligen Fremdwährung zum Euro. Hier muss man also immer genau hinsehen und darf sich nicht leichtfertig täuschen lassen.
Fremdwährungsanleihen und Fremdwährungskredite: Risiko berücksichtigen
Wer natürlich mit voller Absicht in außereuropäische Länder investiert oder dort Kredite bezieht (“günstige” Yen-Kredite waren besonders in den 90ern sehr beliebt und haben nicht wenige beim Bau des Eigenheims an die Grenze zu wirklich ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten geführt), muss sich des Risikos natürlich gewahr sein. Wechselkursschwankungen können beträchtlichen Umfang annehmen. Auch wenn eine ausländische Staatsanleihe möglicherweise 2 % oder 3 % mehr Verzinsung bringt, kann ein sich entsprechend veränderndes Wechselkursverhältnis auch solche Gewinne problemlos aufzehren. Selbst zu wirtschaftlich “normalen” Zeiten und bei relativ ausgeglichenen Wirtschaftslagen. Es gibt in einem solchen Fall also auch beträchtliche Risiken, die man berücksichtigen muss. Und die man kaum im Vorfeld absehen kann, schon gar nicht über längere Zeiträume hinweg. Kredite müssen auch bei schlechtestmöglichen Wechselkurs-Bedingungen noch bezahlbar bleiben und Anlagen sollten auch bei sehr ungünstigem Wechselkursrisiko noch wenigstens ein bisschen Gewinn bringen, insbesondere dann, wenn eine Bindung des Kapitals auf mehrere Jahre hinweg erfolgt. Chancen und Risiken muss man hier also immer gegeneinander abwägen.
Währungsrisiken können also ein ganz ähnliches oder sogar ein noch höheres Risiko aufweisen wie überhöhte Anlagekosten. Die kann man aber immerhin mit einfachen Mitteln ausschließen. Nutzen Sie einfach unseren kostenlosen und unverbindlichen Broker-Vergleichsrechner, um das Risiko von laufend zu hohen Kosten für Ihre Anlage schlicht auszuschließen.
Beim Währungsrisiko hilft dagegen nur Umsicht. Und auch als Kleinanleger sollte man die Kursverhältnisse zwischen dem Euro und verschiedenen Fremdwährungen immer ein wenig im Auge behalten. Gelegentlich kann man ja immerhin auch ein wenig davon profitieren. Zumindest, wenn man die richtigen Schritte zur richtigen Zeit setzt.