Obwohl die Deutschen Aktieninvestments immer noch reserviert gegenüberstehen, erfreut sich diese Form der Geldanlage doch wachsender Beliebtheit. Wie wichtig dabei eine sorgfältig abgewägte Investmententscheidung sein kann, zeigt die kürzlich veröffentlichte DSW-Liste der 50 größten Wertvernichter am deutschen Aktienmarkt, die in diesem Jahr sogar mit einem DAX-Wert aufwartet. Dass allein ein solches Rating aber noch nicht zwingend alle besonders risikoreichen Aktienanlagen abzubilden vermag, zeigt die aktuelle Entwicklung von Banken- und Versicherungstiteln. Wer deshalb grundsätzlich auf ein Engagement an der Börse verzichtet, verzichtet zugleich jedoch auf eine der mittlerweile raren Gelegenheiten, eine nennenswerte Rendite zu erwirtschaften. Es lohnt sich also in jedem Fall, die aktuelle Entwicklung genauer zu betrachten.
Die 50 größten Wertvernichter des Jahres
Jedes Jahr aufs Neue veröffentlichen die Anlegerschützer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) eine Liste mit Titeln, die besonders stark an Wert verloren haben. Betrachtet werden dabei ausschließlich Werte, die seit mindestens fünf Jahren im Prime Standard der Deutschen Börsen notiert sind. In die Wertung fließt die Kursentwicklung von einem, drei und fünf Jahren ein, seit diesem Jahr ergänzt durch geleistete Dividendenzahlungen. Bei den Aktien auf der Negativliste handelt es sich damit nicht um einmalige Ausrutscher, sondern um Titel, bei denen selbst mehrjährige Ausschüttungen an der grundsätzlich negativen Bilanz und Kursentwicklung nichts ändern können.
Platz eins der aktuellen Negativliste belegt ein kleines chinesisches Unternehmen namens Vtion Wireless Technology, ein nach eigenen Angaben führender Anbieter von Mobilfunk-Datenkarten, der zusammen mit einigen anderen chinesischen Gründungen vor rund fünf Jahren in Deutschland an die Börse ging und seitdem praktisch nur mit Negativ-Entwicklungen von sich reden machte. Einen großen Teil der Plätze auf der Negativliste wird von derartigen kleinen Unternehmen belegt – aber auch von ehemaligen Stars des „Neuen Marktes“ wie Aixtron oder Solarworld. Als schlechtester DAX-Wert hat es in diesem Jahr auch der Energieversorger RWE geschafft, auf der Negativliste zu landen – kein Wunder wenn man bedenkt, dass die Aktie allein in den letzten 12 Monaten die Hälfte ihres Wertes einbüßte und auf drei bzw. fünf Jahre noch schlechter performte. Als Hauptgrund für den Einbruch der RWE-Papiere gilt die kostenintensive und schlecht vorbereitete Energiewende gepaart mit der vorzeitigen Abschaltung einiger Atom- und Kohlekraftwerke. Angesichts des massiven Wertverlustes ist es kein Wunder, dass RWE zusammen mit E.ON und Vattenfall derzeit auf Entschädigung gegen Bund und Länder klagt, etwa im Fall der Stilllegung des AKW Biblis. Ob und wann Anleger von einer möglichen Ausgleichszahlung an die Energiekonzerne profitieren könnten, steht allerdings noch in den Sternen.
Vorsicht bei Banken- und Versicherungstiteln
Aber nicht nur die Aktien der Energieversorger, allen voran RWE, gelten derzeit als wenig empfehlenswert – auch das Geschäftsmodell von zahlreichen Banken und Versicherungen droht mittelfristig zu scheitern, was sich bereits heute deutlich auf deren Aktientitel auswirkt. Als Ursache gilt u.a. die anhaltende Nullzinspolitik der EZB, gepaart mit schlechteren Ratings aufgrund verschärfter Sicherheitsanforderungen an Geldinstitute. Ein prominentes Beispiel ist die Deutsche Bank, deren Kreditwürdigkeit derzeit zumindest von der Ratingagentur Moody’s infrage gestellt wird. Das Problem dabei: Schlechtere Ratings erfüllen häufig den Zweck einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, sie wirken sich massiv auf das Vertrauen von Kunden und Anlegern aus. Schon heute besitzt die Deutsche Bank nicht mehr ansatzweise ihr Top-Rating aus den 1990er Jahren – eine Herabstufung würde den einstigen Branchenprimus schlechter als beispielsweise die Commerzbank und lediglich zwei Noten über das berüchtigte Ramsch-Niveau stellen. Und Moody’s ist nicht die einzige Ratingagentur mit dieser Einschätzung – bei S&P liegt die Deutsche Bank drei Stufen über Ramsch-Niveau.
Warum sich ein Aktien-Investment trotzdem lohnt
Angesichts dieser schlechten Nachrichten mag es erstaunen, dass Anlageprofis noch immer (und jetzt erst recht) auf Aktien-Investments setzen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die letzte Leitzinsentscheidung der EZB hat deutlich gezeigt, dass ein Ende der Nullzinspolitik nicht abzusehen ist, eher im Gegenteil. Neue Zinsanlagen lohnen sich derzeit folglich nicht mehr. Der Abschluss einer neuen Versicherung wie beispielsweise einer Lebensversicherung als Element der Altersvorsorge sollte ebenfalls gut überlegt sein, zumal die Assekuranzen aufgrund zunehmend unrentabler Zinsanlagen bereits jetzt ein Problem darin sehen, die vertraglich zugesicherten Zinsversprechen zu halten. Im Gegensatz dazu steht der DAX vergleichsweise knapp unter der 10.000er Marke, die in diesem Jahr bereits mehrfach geknackt wurde – und die eine Anlage in Aktien extrem verlockend erscheinen lässt. Wer beim Aktienkauf auf einen kostengünstigen Diskont-Broker setzt, Aufschläge clever kalkuliert (bzw. vermeidet) und auf eine breite Streuung in seinem Portfolio achtet, kann auf längere Sicht durchaus mit einer nennenswerten Rendite rechnen, die sich deutlich von der Aussicht auf reale Negativ-Verzinsung anderer Formen der Geldanlage abhebt.
Weiterführende Links
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