Deutsche Mittelstandsanleihen – Fluch oder Segen?

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Deutsche Mittelstandsanleihen – Fluch oder Segen?

Seit 2010 hat sich in Deutschland ein neues Börsensegment aufgetan – mittelständische Unternehmen (per Definition irgendwo zwischen 100 und 500 Arbeitnehmer) wagen sich aufs Börsenparkett.

Jahrzehnte, ja wenn nicht sogar Jahrhunderte, waren Kreditinstitute die einzige Finanzierungsquelle für nicht-börsennotierte Unternehmen. In den letzten Jahrzehnten ist der Einfluss von Banken als Finanziers aufgrund des Aufkommens von  alternative Finanzierungsformen (Leasing, Factoring, Beteiligungs-Modelle) immer weiter gesunken.

Im Gegenzug zu den Unternehmen der Tech-Branche, die in den Jahren 1990 – 2001 Aktien emittiert haben und damit den Nährboden der Dot-Com-Blase gebildet haben, emittieren die deutschen Mittelständler seit 2010 vermehrt Unternehmensanleihen.

Ein Grund hierfür ist sicherlich das gesunkene Zinsniveau – Kredite sind für solvente Unternehmen wesentlich billiger als in den Jahren vor 2007. Sparer und Anleger leiden unter dem aktuellen Zinsniveau, da Zinserträge auf vermeintlich sicher geparktes Geld zurzeit nicht einmal mehr die Inflation ausgleichen können.

Mittelstandsanleihen scheinen die perfekte Brücke zu sein – Unternehmen erschließen eine weitere Finanzierungsquelle und machen sich damit von Banken unabhängiger und Sparer dürfen sich an den attraktiv-klingenden Zinssätzen von gut und gerne 6 – 9 % p.a. erfreuen.

DieKleinanleger machten mit

Um ehrlich zu sein, wir waren auch überzeugt von dieser neuen Asset-Kategorie. Im März 2012 hat Clemens eine frisch emittierte Anleihe gezeichnet. Ausgabekurs waren knapp 103 %, der Zinskupon betrug (und beträgt) 8,50 % pro Jahr. Das ergibt (über den Daumen gerechnet) eine laufende Verzinsung von 8,25 % – ein stattlicher Zinssatz. Wie das in der Finanzwelt halt so ist, gehen höhere Zinsen meist mit höherem Risiko einher. Wenn man also auf Tagesgeld nur 1,5 % bekommen und auf Mittelstandsanleihen gut und gerne 8 %, so ist dieser beträchtliche Zinsunterschied natürlich auch mit einem beträchtlich höherem Risiko verbunden.

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Natürlich haben wir das emittierende Unternehmen geprüft, uns die Bilanzen angesehen und uns wie bei jedem Investment die Frage nach dem fairen Zinssatz gestellt. Schlussendlich kamen wir zu dem Ergebnis, dass dies (in Zeiten von sonst niedrigen Zinsen) ein attraktives Investment ist und schlugen zu.

Der Kurs der Anleihen entwickelte sich – auch dank der Leitzinssenkungen – positiv, die Anleihe notierte teilweise größtenteils zwischen 103 und 107 Prozent. Auch die erste Kuponzahlung erfolgte pünktlich – es gab also keinen Grund sich zu beschweren.

Wo liegt der Haken?

Wie wir bereits berichtet haben, setzen wir auf ein – langfristig betrachtet – steigendes Zinsniveau. Ob dies morgen passiert, in einem Monat oder erst in einem Jahr, können wir natürlich nicht sagen. Allerdings sind wir davon überzeugt, dass wir in 3 bis 5 Jahren wieder ein „normales“ Zinsniveau erreicht haben.

Den Zusammenhang zwischen (fixen) Anleihezinsen und Leitzinsen haben wir bereits hier erläutert. Steigt das Zinsniveau, fallen ceteris paribus („unter sonst gleichen Bedigungen“) die Anleihekurse. Daher war es sowieso an der Zeit, sich diesbezüglich Gedanken zu machen.

Langfristig wollten wir sowieso aus dem Geschäft aussteigen, Anlass war dann eine Herabstufung des Ratings des Unternehmens um eine Bonitätsstufe. Die Anleihe fiel auf 98. Mittlerweile haben sich die Märkte wieder beruhigt und die Anleihe notiert um die 100 herum.

Panisch wollten wir nicht reagieren und haben daher abgewartet und haben uns nun diese Woche von dieser Asset-Class getrennt.

Fazit: Wir waren knapp 500 Tage investiert und haben damit eine effektive, nach Abzug von Spesen und Steuern, Rendite von 3,75 % p.a. erzielt. Der Kursverlust aufgrund des Down-Ratings hat viel dazu beigetragen, dass die Rendite nicht um die 6-7 % liegt. Leider.

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Wie geht es weiter bei den deutschen Mittelstandsanleihen?

Wir sind nicht davon überzeugt, dass die Kurse für die Mittelständler bald wieder alte Niveaus erreichen und haben uns daher davon getrennt.

Weiters sind wir der Meinung, dass wir das Kreditrisiko falsch eingeschätzt haben und glauben nicht, dass diese Unternehmen bei Banken eine gleichartige Finanzierung um denselben Zinssatz bekommen hätten.

Mittlerweile gibt es zwar eigene Indizes für diese Unternehmensanleihen – so lässt sich das Kreditrisiko besser diversifizieren – allerdings schlummern in den Geschäftsmodellen dieser Unternehmen Risiken, die nur schwer einzuschätzen sind.

Wir können daher nicht sagen, was der faire Zinssatz ist und wollen daher nicht mehr in diesem Markt aktiv sein.

Dieser Post stellt sicherlich keine Kaufempfehlung dar, allerdings auch keine Verkaufsempfehlung. Wir haben uns zu diesem Thema lediglich unsere Gedanken gemacht – da es uns auch selbst „betroffen“ hat, sind wir aber einigermaßen gut informiert und haben uns trotzdem bemüht, so objektiv wie möglich zu bleiben.

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