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Deutsche Bank: Was ist dran an der neuen Strategie?

Lange war spekuliert worden, wie die strategische Neuausrichtung von Deutschlands führendem Geldhaus aussehen würde. Ende April wurde der Vorhang gelüftet. Doch was die beiden Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain der Öffentlichkeit präsentierten, entsprach nicht unbedingt den Erwartungen der Aktionäre, die sich einen deutlichen Ruck nach vorne erhofft hatten.

Aktionäre reagierten enttäuscht

Dies ließ sich vor allem an der Entwicklung des Aktienkurses ablesen, der nach der Strategie-Verkündigung deutlich nachgab und sich seither nicht erholt hat. Von einem Strategiewechsel war in den öffentlichen Statements gar keine Rede mehr, in der offiziellen Pressemitteilung ist von der „nächsten Phase“ der bestehenden Strategie 2020 die Rede. Damit wird eher der Eindruck von Kontinuität als eines grundlegenden Kurswechsels erweckt.

Dabei gibt es durchaus gravierende Veränderungen. Die Deutsche Bank trennt sich endgültig von der Postbank. Damit geht eine siebenjährige Experimentier-Phase zu Ende. Mit dem Kauf der Postbank im Jahre 2008 wollte der seinerzeitige Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann eine Neuorientierung in Richtung Privatkunden- und mittelständisches Firmenkundengeschäft. Infolge der Finanzkrise war das Investmentbanking in Verruf geraten und vom Retailgeschäft erhoffte man sich damals stabile Erträge mit geringeren Risiken.

Ende des Postbank-Engagements

Heute sieht die Welt anders aus. Das Retailgeschäft ist in der anhaltenden Niedrigzinsphase unter Ertragsdruck geraten, dafür erlebt das Investmentbanking eine Renaissance. Die digitale Welt lässt filialisierte Institute im Wettbewerb zunehmend ins Hintertreffen geraten. Und die Integration der Postbank in den Deutsche Bank-Konzern ist nie wirklich gelungen. Der Aufkauf blieb ein Fremdkörper. Die Postbank blähte die Bilanz der Deutschen Bank künstlich auf und begrenzte zuletzt Geschäftsspielräume.

Die Postbank soll nun wieder an die Börse gebracht werden – ein Börsengang ist natürlich ein längerfristiges Projekt. Bis Ende 2016 soll die Postbank „entkonsolidiert“ sein – dern Anteil der Deutschen Bank an der Postbank also unter 50% liegen. Ob dies schon beim Börsengang so sein wird, bleibt noch unklar – Investoren favorisieren aber generell Börsengänge bei denen ein alter Mehrheitseigner zu mindest die Mehrheit abgibt. Strategischen Käufern bleibt die Deutsche Bank nach wie vor aufgeschlossen – erst am Freitag wird am Markt von einem Interesse der österreichischen gemunkelt.

Die Bawag gehört zu 52% und 40% den Finanzinvestoren Cerberus und Golden Tree – genug finanzielle Power sollte also vorhanden sein. Aktuell ist die Rede, dass die Bawag bereit sei, bis zu 4,5 Mrd. Euro für die Postbank aufzuwenden. Mit der Trennung von der Postbank verabschiedet sich die Deutsche Bank von 14 Millionen Kunden, ein Stück weit auch von vielen Kleinanlegern.

Verschlankung und Anpassung

Den – ebenfalls diskutierten – radikalen Schritt einer vollkommenen Abspaltung des Privat- und mittelständischen Firmenkundengeschäfts hat man allerdings nicht vollzogen. Das unter der Bezeichnung „Private und Business Clients (PBC)“ laufende Geschäftsfeld soll in verschlankter Form fortgeführt werden. Dazu will man die Präsenz in der Fläche ausdünnen, fast jede dritte Filiale soll bis 2017 geschlossen werden. Gleichzeitig soll das Ergebnis durch mehr Automatisierung, computergestützte Beratung und neue Produkte verbessert werden. Die Digitalisierung wird in allen Geschäftsfeldern vorangetrieben.

Das Investmentbanking bleibt neben Transaction Banking, Vermögensverwaltung und PBC eine Säule des Geschäfts. Allerdings plant die Deutsche Bank, sich von margenschwachen Geschäften zurückzuziehen. Insofern ist auch hier Schrumpfung angesagt. Vom Universalbank-Konzept hat sich die Deutsche Bank damit offiziell nicht verabschiedet. Aber man selektiert stärker und schaut auf Einsparpotentiale. Der große Wurf ist das nicht, eher eine Anpassung an Marktveränderungen.

Schlechte Nachrichten prägen das Bild

Schon wenige Tage nach der Verkündigung wurde die Nachrichtenlage durch den Münchner Prozess, zusätzliche Strafzahlungen und neue Vorwürfe wegen des Geschäftsgebarens bestimmt. Die strategische Neuausrichtung scheint schon fast vergessen. Die Zukunft wird zeigen, wie viel davon übrig bleibt.

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