So manch einer möchte sich eigentlich gar nicht mit steigenden und fallenden Zinsen, Aktienportfolios oder Immobilienfonds-Bewertungen herumschlagen – sondern lieber in der Garage an seinem alten Sammlerstück herumwienern und schrauben. Als entspannendes Hobby taugt das viel mehr. Und Oldtimer sind doch genaugenommen eine Wertanlage, oder? Was alte Sammlerstücke tatsächlich als Geldanlage taugen, haben wir einmal kritisch unter die Lupe genommen.
Oldtimer sind tatsächlich ein Markt
Dass die Preise für die „Ente“, den 2 CV, den viele von uns in ihren Studentenjahren oft sogar noch selbst gefahren haben, in den letzten Jahren durch die Decke gehen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Da wird schon oft eine „Ente“ für viel mehr Geld verkauft, als man beim Kauf dafür bezahlt hat – oder sogar bezahlen hätte können. Ein großes Glück also, die tatsächlich ihrem alten Studenten-Fortbewegungsmittel die Treue gehalten haben und es – liebevoll gepflegt – aufbewahrt haben. Sie können sich auf einen wahren Geldsegen freuen. Die allermeisten von uns werden ihren ersten fahrbaren Untersatz aber wahrscheinlich irgendwann einmal verkauft haben – vorzugsweise gegen etwas damals höherwertiges eingetauscht, oder gegen eine Familienkutsche.
Insgesamt stellt der Markt für klassische Fahrzeuge durchaus einen recht großen Markt dar – 16 Milliarden Euro gilt als Wert als die kleinste Schätzung, manche Experten sehen dabei durchaus auch einen Marktumfang von 100 Milliarden und mehr im Bereich Oldtimer und Klassik-Fahrzeuge.
Oldtimer oder Youngtimer
- Youngtimer sind Fahrzeuge, die zwischen 15 und 30 Jahre alt sind
- Oldtimer sind immer über 30 Jahre alt – alle, die auch tatsächlich als historisches Kulturgut gelten haben dann auch das begehrte H-Kennzeichen
Dort sind dann – abhängig vom Modell und der Nachfrage – durchaus beinahe unglaubliche Wertzuwächse möglich: So haben bestimmte Modelle des Porsche 911 in den letzten 15 Jahren eine Wertsteigerung von unglaublichen 683 % erfahren, die BMWs der 70er Jahre wie der 635 CSI legten allein im letzten Jahr mehr als 30 % an Wert zu.
Das Potenzial für eine hoch lukrative Geldanlage ist also durchaus vorhanden. Dazu kommt, dass gerade in diesem Markt bei den Käufern das Geld durchaus locker sitzt – was dann in am Ende zu Verkaufspreisen führt, die man sich als Kleinanleger oft gar nicht mehr vorstellen kann – wie etwa umgerechnet 8,4 Millionen Euro für einen Ferrari GTO 1962 bei einer jüngst stattgefundenen Auktion.
Neben solchen – durchaus erfreulichen – Erfolgsgeschichten muss man sich allerdings auch einmal den Markt als Ganzes ein wenig ansehen.
Durchaus solide Wertsteigerungen
Der DAX ist seit 2005 um rund 203,5 % insgesamt gewachsen (durchaus ein beträchtliches Wachstum für den Index über diesen Zeitraum hinweg). Der Oldtimer-Index (OTX) wuchs im gleichen Zeitraum dagegen aber um ganze 302,63 %. Das bedeutet, dass er sogar den DAX weit abgehängt hat und insgesamt um das eineinhalbfache in der gleichen Zeit gewachsen ist. Verglichen mit der Wirtschaftsentwicklung in Gesamt-Europa – wenn man hier etwa den EuroStoxx 50 zum Vergleich heranzieht, der um knapp 73,93 % gewachsen ist – ist der Oldtimermarkt in seiner Gänze also riesig profitabel.
Das sieht also auch in seiner Gesamtheit durchaus gut aus – und liefert sicher ein Argument gegen das Genörgle der Ehefrau, wenn man mal wieder in die Garage zum Schrauben am Sammlerstück geht.
Der Markt ist dennoch immer wieder großen Schwankungen unterworfen, vieles ist dabei oft nicht vorhersehbar. Die positive Gesamtentwicklung des Marktes resultiert insgesamt aus einer Palette von Modellen, die sehr hohe Wertsteigerungen erfahren und einer viel größeren Palette von Modellen, bei denen der Wert vergleichsweise langsam und konstant zunimmt.
Wichtig für die Wertentwicklung sind dabei die Originalität des Fahrzeugs, aber auch Erhaltungszustand, Seltenheit, eine gute Balance zwischen Restauration und Originalzustand und natürlich vor allem die Nachfrage.
In den letzten Jahren ist etwa die Nachfrage nach Vorkriegsfahrzeugen doch recht deutlich zurückgegangen – damit erhält die Wertentwicklung natürlich einen Dämpfer. Im Extremfall kann das sogar bis an den Punkt gehen, an dem niemand mehr ein bestimmtes Fahrzeug überhaupt haben will – theoretisch zumindest. Ebenfalls theoretisch sinkt sein Wert dann plötzlich hart gegen Null, wenn es null Nachfrage gibt.
Was man ebenfalls ein wenig im Auge behalten sollte ist die zunehmende Anzahl von Fahrzeugen, gerade in Deutschland. Menschen besitzen immer mehr Oldtimer – was langfristig natürlich die Preise drücken wird, wenn sich die Zahl der Fahrzeuge vergrößert.
Man kann umgekehrt aber auch dagegen halten, dass sich die Zahl von historischen Modellen kaum mehr vergrößern wird – sie werden ja nicht mehr gebaut. Bei gleich bleibendem Angebot (Stückzahl eines bestimmten Modells im Umlauf) muss dann natürlich nach wirtschaftlichen Gesetzen auch der Preis unweigerlich steigen, wenn Interesse und Nachfrage für dieses Modell steigen. Davon kann man allerdings eben nie konstant über Jahrzehnte ausgehen – es könnte hier durchaus auch einmal einen deutlichen Einbruch geben.
Lohnt sich ein Investment in alte Fahrzeuge?
Bei den gefragten Modellen sollte man aber auf jeden Fall ein entsprechend wertvolles Modell anschaffen. Viele Experten empfehlen sogar, für eine wirklich ernsthafte Geldanlage auf jeden Fall ordentlich zu investieren – 100.000 Euro als Investment bieten schon einmal mehr Sicherheit in Bezug auf die künftige Wertentwicklung als eine Investition von 20.000 oder 30.000 Euro.
Auf jeden Fall sollte man sich mit seinem Fahrzeug, mit historischen Fahrzeugen allgemein und mit dem Oldtimer-Markt sehr gut auskennen. Technisch Verständnis und ein gewisses Grundlagenwissen über historische Automobiltechnik schaden ebenfalls nie.
Beim Kauf sollte man sich ohnehin auf spezialisierte Oldtimer-Gutachter verlassen – selbst wenn man sich selbst für firm und sattelfest hält. Der Experte sieht am Ende eben dann doch mehr, kennt die gängigen Preise und Wertkriterien sehr genau und hat vor allem viel Erfahrung mit der Bewertung, da er tagtäglich damit zu tun hat.
Ernsthafte Investments erfordern viel Einsatz und stellen immer ein Risiko dar
Nicht zu vergessen sind auch die Nebenkosten, die man mit einkalkulieren muss – Steuer, Versicherung, Erhaltungsaufwand, Reparaturen und Restaurierung verschlingen auch Geld. Bei den Rendite-Erwartungen wird oft übersehen, auch das mit einzukalkulieren.
Bei entsprechendem Einsatzwillen, genug Fachkenntnis und it ein wenig Glück können Oldtimer aber immerhin eine sehr gute Zusatz-Wertanlage darstellen. Über aktuelle Preisentwicklungen für viele deutsche Modelle und Entwicklungen des Marktes allgemein kann man sich auch gut über den OTX, den Oldtimer-Index der Südwest Bank informieren. Hier werden zwar nur die Preisentwicklungen von süddeutschen Modellen abgebildet, insgesamt verläuft diese Wertentwicklung aber weithin parallel zur Entwicklung des Gesamtmarktes.
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