Viele sind gegenüber Kryptowährungen noch vergleichsweise skeptisch – das hindert unseriöse Geschäftemacher und Betrüger aber nicht im geringsten daran, auch mit Kryptowährungen Menschen über den Tisch zu ziehen. Betrügereien wie diese sind die Schattenseite der neuen Technologie – und sie könnten eine bedenkliche Entwicklung einleiten.
Terra Incognita der Technologie
Die Blockchain-Technologie ist und bleibt etwas, womit durchschnittlich technikaffineMenschen bis heute ein ziemliches Problem haben. Sieht man sich unterschiedliche Befragungen an, kennen die meisten Befragten zwar Kryptowährungen und können auch mit dem Begriff etwas anfangen – wie Kryptowährungen aber genau funktionieren, könnte nach eigenen Angaben nur eine Minderheit erklären – in einer jüngst durchgeführten Umfrage trauten sich das lediglich knapp 30 % der Befragten zu. Diese Verständnislücke erzeugt dann bei vielen natürlich auch Ablehnung und Unsicherheit – für rund 77 % sind Kryptowährungen damit keine wie auch immer nützlich verwendbare Alternative im Alltag.
Daneben spielt vor allem eine Rolle, dass von den Menschen, die Kryptowährungen grundsätzlich als etwas für sie Sinnvolles und Nützliches betrachten (also jene, die nicht zu den zuvor erwähnten 77 % gehören) sich sehr gleichmäßig in zwei Gruppen aufteilen: die eine Hälfte sieht Kryptowährungen vor allem als Zahlungsmittel und als das “Geld der Zukunft”, während die andere Hälfte Kryptowährungen vor allem als ein Mittel sieht, um schnell sehr viel Geld verdienen zu können. Für beide Ansichten gibt es eigentlich kaum handfeste Anzeichen – beides ist wohl eher eine Glaubensfrage.
Betrügereien mit Kryptowährungen nehmen stark zu
Die deutschen Verbraucherschutzzentralen sind in der letzten Zeit immer mehr mit Betrügereien und unseriösen Angeboten konfrontiert, bei denen Bitcoins und andere Kryptowährungen eine Rolle spielen. Dabei liegt auch die Vermutung nahe, dass unter anderem auch das gute alte Schneeballsystem die Kryptowährungen für sich entdeckt hat. Ziel der unseriösen Angebote sind häufig junge Leute, Werbung wird vor allem in den Social Media gemacht, wo man versucht neue “Kunden” an Land zu ziehen.
In manchen Fällen bewegt man sich bei Angeboten auch schlicht in einem “Graubereich” – es lässt sich oft nur schwer bestimmen, ob es sich tatsächlich um ein seriöses oder ein unseriöses Angebot handelt. In einem Fall bietet ein Unternehmen an, “Anrechte” auf eine Kryptowährung zu kaufen und eine Provision zu erhalten, wenn man andere ebenfalls dazu motiviert. Die “Anrechte” klingen immerhin nach einem Finanzprodukt (was vielleicht beabsichtigt ist), das mehrstufige Vergütungssystem für die Provisionen hinterlässt dagegen wieder einen eher sehr unangenehmen Nachgeschmack. Frei handeln kann man diese Anrechte dann auch nicht – was den unangenehmen Nachgeschmack jetzt keinesfalls besser macht.
In anderen Fällen kann man recht schnell auch selbst nachprüfen, dass etwas gar nicht stimmen kann: eine angebliche GmbH, die für Kunden Kryptowährungen wieder in Euro umtauschen will, ist im elektronischen Handelsregister erst gar nicht zu finden – und natürlich auch nicht “von der BaFin geprüft”. Wenn ein Unternehmen schon Probleme damit hat, die Unternehmensregistrierung als GmbH durchzuführen gibt es wohl nicht viel zu erwarten.
Daneben blühen natürlich auch die äußerst fragwürdigen Spekulationsgeschäfte – viele Unternehmen haben vor allem Anleger im Visier: da wird zum einen ein Trading von Kryptowährungen mit einem Leverage von 1:5 angeboten – was angesichts der immer noch hohen Volatilität der Werte ein beinahe unkalkulierbar hohes Risiko bedeutet. Für den durchschnittlichen Kleinanleger ist so ein Ansatz beim Differenzkontrakte-Handel kaum mehr irgendwie vertretbar – Gewinnchancen hin oder her.
Die Verbraucherzentrale Hessen verzeichnet aktuell Beschwerden zu 20 Anbietern, betroffen sind dabei insgesamt sechs verschiedene Kryptowährungen. Die Zahl der Beschwerden mag auf den ersten Blick nicht besonders hoch erscheinen – das muss man aber immer vor dem Hintergrund der geringen Verbreitung von Kryptowährungen in unserem Alltag sehen – und vor dem Hintergrund der Tatsache, dass 77 % der Menschen von Kryptowährungen derzeit schlicht nichts wissen wollen. Das zeichnet ein eher problematisches Bild, wenn es um eine zukünftig stärkere Nutzung und Einbindung von Kryptowährungen in unseren Alltag geht. Der Missbrauch ist hier beinahe ebenso hoch wie der regelmäßige Gebrauch.
Die derzeitige Situation könnte eine bedenkliche Entwicklung einleiten
Gerade in Deutschland diese Situation durchaus eher dazu führen, dass bei Kryptowährungen eine Abwärtsspirale in Sachen Akzeptanz in Bewegung kommt. Menschen sind von vornherein skeptisch, was Kryptowährungen betrifft, verstehen die dahinter liegende Technik und ihre Auswirkungen nicht – und mehr und mehr Medienberichte erzählen von Missbrauch und unseriösen Geschäften, bei denen Kryptowährungen eine Rolle spielen. Das könnte einen Großteil der Menschen, die ohnehin schon skeptisch sind, dazu verleiten, Kryptowährungen in die Schublade “Betrug” zu stecken und sich zukünftig davon tunlichst fernzuhalten. Für die Verbreitung des Bitcoin und anderer wenigstens einigermaßen etablierter könnte das eine ziemliche Katastrophe bedeuten.
Eine überaus schwierige Situation entsteht dabei auch möglicherweise in Ländern, die sich tunlichst bemühen, Kryptowährungen als praktisch nutzbare Alltags-Alternative zu etablieren, wie unser kleines Nachbarland Österreich. Dort kann man problemlos in den Postfilialen Bitcoin-Gutscheine erwerben, die man dann einfach auf seine Wallet laden kann. Card Wallets gibt es in Österreich sogar von der Staatsdruckerei – immerhin einer respektablen und altehrwürdigen staatlichen Institution. Sogar ein Energieversorger akzeptiert in Österreich bereits Bitcoin-Zahlungen.
Gerade, wenn Bitcoins so umfassend in den Alltag der Menschen eingebunden sind und das Vertrauen in das virtuelle Geld dann aufgrund zahlreicher unseriöser Angebote dann mehr und mehr schwindet (wodurch die Kurse und damit der Wert der Währung deutlich abrutscht) könnte das ziemlich unangenehme Folgen für die Verbraucher haben. Aufzuwachen und festzustellen, dass ein Teil des Geldes, das man besitzt, plötzlich deutlich weniger wert ist, wäre für Menschen mit Sicherheit sehr unangenehm – und würde vor allem ein hohes Maß an Unsicherheit erzeugen. Das könnte nicht zuletzt auch auf die Unternehmen zurückfallen, die diese Währung ja anbieten – oder zumindest ihren Gebrauch unterstützen – immerhin staatliche oder quasi-staatliche Institutionen eines Landes.
Darüber hat wohl noch niemand so richtig nachgedacht. So löblich es ist, zu versuchen, Kryptowährungen für die Menschen praktisch nutzbar zu machen und der breiten Masse damit die Unsicherheit im Umgang mit virtuellen Währungen zu nehmen (Deutschland ist von so etwas ja noch Lichtjahre entfernt) – so riskant ist ein solches staatliches Vorgehen auch, nicht zuletzt für den Staat selbst.
Es braucht mehr Wissen, mehr Beurteilungskompetenz – und konkrete Hilfen für die Beurteilung
Wir stehen damit – wie so oft im Finanzbereich – vor dem Problem mangelnden Wissens und fehlender Bildung. Menschen fallen auch auf andere unseriöse Anlagen herein, weil ihnen einfach das Wissen fehlt – und die Kompetenz, Anlagen auch solide abzuschätzen.
In jüngster Zeit wurden – wie das immer wieder einmal passiert – wieder einmal Pläne verkündet, da und dort Wirtschaft als festes Schulfach einzuführen. Solche (ohnehin halbherzigen und kaum zu Ende gedachten) Pläne kommen mittlerweile um Jahrzehnte zu spät. Menschen müssen HEUTE in der Lage sein, zu verstehen, wie unsere Wirtschaft und Geldanlagen funktionieren – und wie nicht. Sie müssen in der Lage sein, problemlos sofort zu erkennen, welche Behauptungen tatsächlich der Realität entsprechen und welche eher zweifelhaft oder schlichtweg falsch sind. Das ist eine Frage der Kompetenz im Umgang mit der eigenen Geldanlage – und die ist unverzichtbar. Wer immer häufiger mit unseriösen oder höchst zweifelhaften Anlage-Angeboten konfrontiert wird, braucht auch das wissensmäßige Rüstzeug, um hier die Spreu vom Weizen trennen zu können und sich vor Unseriösem schützen zu können.
Daneben braucht es viel mehr öffentliche Diskussion, mehr solide Bewertungen und sachlich fundierte Erklärungen, die nicht finanzaffine oder finanztechnisch vorgebildete Menschen auch verstehen können. Das ist ein klares Bildungsziel. Ansonsten laufen wir Gefahr, uns möglicherweise sinnvolle Wege in die Zukunft, wie virtuelle Währungen sie darstellen, einfach zu verschließen – am Ende vielleicht zum großen Nachteil aller. Das sollte und darf einfach nicht passieren.
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