Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Finanzwirtschaft

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Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Finanzwirtschaft

Einige leugnen ihn hartnäckig, manche finden die Proteste der Schüler gegen ihn überzogen und einigen Wenigen scheint er echt Sorgen zu machen: Der Klimawandel bewegt Deutschland nun schon seit geraumer Zeit. Woran die wenigsten denken ist aber, dass der Klimawandel nicht nur Auswirkungen auf unsere Umwelt und unser Wetter haben wird, sondern, wenn es zu weiteren Temperaturerhöhungen kommt, auch unsere Wirtschaft massiv betroffen sein wird. Selbst die Politik gibt diese möglichen negativen Auswirkungen mittlerweile recht unumwunden zu – zumindest die direkten Auswirkungen. Indirekte Auswirkungen bleiben dabei aber immer noch weitgehend unberücksichtigt. Wir haben uns einmal angesehen, welche Folgen einzelne Klima-Szenarien tatsächlich insgesamt auf unsere Wirtschaft haben. Darüber sollte man durchaus auch als Anleger einmal nachdenken – denn wirtschaftliche Verluste wirken sich am Ende immerhin auch auf die eigenen Anlagen aus.

Direkte Auswirkungen des Klimawandels

Einen kleinen Vorgeschmack auf noch Kommendes haben wir bereits im letzten Jahr erlebt: Durch den „Jahrhundertsommer“ des letzten Jahres mit seinen extremen Dürreperioden wurde weltweit die Weizenernte massiv beeinträchigt. Betroffen davon waren auch einige der Schlüsselländer für den Weizenanbau, wie etwa Russland. Dort fiel die Ernte so mager aus, dass es keine Exporte mehr gab, sondern nur noch der Inlandsverbrauch gedeckt werden konnte. Die Folge: der Weizenpreis schnellte ziemlich plötzlich um ganze 20 % in die Höhe. Nach einigen technischen Verkäufen auf dem Weltmarkt beruhigte sich die Lage zwar wieder, der Anstieg war aber ein klares Warnsignal, was uns bei einem zunehmend voranschreitenden Klimawandel erwarten könnte. Es war nur ein kleines Zeichen am Rande – aber es sollte uns zu denken geben.

Insgesamt haben wir das wohl alle im Alltag nicht so deutlich wahrgenommen – was aber daran liegt, dass uns steigende Preise für Brot und Brötchen nicht so schnell auffallen. Auch an der Inflationsrate merkt man das nicht – immerhin werden für die Ermittlung der Inflation Lebensmittelpreise nur zu einem sehr geringen Anteil (9,8%) in den Preiserhebungen miteinbezogen. Ein auch nur schwach sinkender Energiepreis würde das sofort wieder zudecken.

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Ganz der Realität entspricht das sicherlich nicht, da wir als Bürger sicherlich mehr als nur 10 % unseres Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Aber Inflationsraten lassen sich eben auch nur bedingt auf die Haushaltskasse des Einzelnen anwenden.

Weit deutlicher wirkt hier die zugesagte Hilfe an die Landwirte: der Staat hat aufgrund der Dürre im letzten Sommer den Landwirten Hilfen von bis zu 340 Millionen Euro zugesagt. Dabei wurde bekannt, dass mehr als 10.000 landwirtschaftliche Betriebe in ihrer Existenz bedroht seien – davon geht man immer dann aus, wenn mehr als 30 % der durchschnittlichen Jahreserzeugung eines Betriebes zerstört sind. In einigen Regionen gab es Ernteverluste von 50 bis 70 %, allein die Ernteausfälle bei Getreide betrugen bundesweit 22 %. Ernteausfälle bei Kartoffeln, Zuckerrüben und Viehfutter kamen dazu, für die Viehhalter wurde vielfach das Futter knapp. Der von den Ländern nach Berlin gemeldete Schaden lag noch weitaus höher – acht Bundesländer haben Schäden im Bereich von insgesamt 3 Milliarden Euro gemeldet – 980 Millionen davon allein das Land Niedersachsen. Selbst bei Milchkühen entstand ein Schaden von rund 190 Millionen Euro.

Das alles zeigt eine ganz andere Größenordnung auf – und das war erst ein Sommer und ein einzelnes Ereignis – nämlich eine länger anhaltende Dürre. Die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel können also enorm sein – und das ist erst der Anfang. Überdies: Die Zahlen betreffen allein die Landwirtschaft.

Im Weiteren zu berücksichtigen sind dann zusätzliche Dürre-Folgen. Die zurückgegangenen Schiffstransporte aufgrund der verringerten Wassermenge in den Flüssen, überhitzte Kraftwerke und ein beträchtliches Fischsterben. Hält das in dieser Weise an, sind die Folgen auf lange Sicht noch deutlich dramatischer – und bleibend.

Extremwetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen und andere Unbilden des Wetters belasten ebenfalls Versicherer und Rückversicherer. Deutschland war bei den Kosten für solche Schäden schon immer führend in Europa – in Zukunft ist noch mit stark steigenden Schadenssummen zu rechnen. (Die Zahl der Schadensereignisse hat sich seit den 1980er Jahren mehr als vervierfacht, allein seit dem Jahrtausendwechsel beinahe verdoppelt.)

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Diese Folgen betreffen allesamt allein Deutschland – und sind allein aus einem einzigen Dürre-Sommer entstanden. Neben der Verringerung der Wirtschaftsleistung muss natürlich zusätzlich auch noch jemand für die entstandenen Schäden aufkommen und die Reparaturen bezahlen.

Schon die direkten Schäden für die Wirtschaft sind also beträchtlich und keinesfalls zu vernachlässigen. Die Folgen treffen nicht nur den einzelnen Bürger sondern auch die wirtschaftstreibenden Unternehmen – und damit am Ende auch wieder jeden Anleger, der sein Geld in der Hoffnung investiert, dass Unternehmen wachsen und Gewinne machen – und nicht, dass sie etwa mit ihren Verlusten auch noch die entstandenen Schäden bezahlen müssen.

Indirekte Folgen sind weit dramatischer

Was bei all diesen Rechnungen noch nicht berücksichtigt ist, sind allerdings die indirekten Schäden, die auch wirtschaftlich „starken“ Ländern wie Deutschland drohen können.

Was viele übersehen ist, wie import- und vor allem exportabhängig die deutsche Wirtschaft ist. Wir haben in den letzten Jahren viele Zulieferketten und auch Produktionsprozesse vor allem in südlich gelegene Billiglohnländer ausgelagert. Das könnte sich nun deutlich rächen, da gerade diese Länder übermäßig stark vom Klimawandel betroffen sein werden. Der Ausfall oder die Unterbrechung von Zulieferketten verursacht dann aber auch beträchtliche wirtschaftliche Einbußen für die heimische Produktion – und damit für die heimische Wirtschaftsleistung.

Die sogenannten Vorleistungsgüter, die vor allem aus dem Ausland stammen, sind für die gesamte Wertschöpfungskette der europäischen Wirtschaft überaus wichtig. Das gilt umso mehr für Unternehmen, die von wenigen speziellen Vorleistungsgütern und Zulieferungen stark abhängig sind. Verringert sich die Verfügbarkeit solcher Güter, hat das gravierende Auswirkungen auf die Unternehmensleistung und die Profitabilität des Unternehmens, zumal solche Zulieferungen meist kaum in kurzer Zeit zu ersetzen sind.

Es mag schon sein, dass die direkten Schäden des Klimawandels (zunächst) hauptsächlich Länder auf der Südhalbkugel betreffen, vor allem Asien, Afrika und Südamerika. Schon in der nahen Zukunft – etwa bis 2030 – kann das unseren Unternehmen wegen der zunehmend internationalen Zulieferketten wirtschaftlich enorm schaden. Das betrifft auch viele der deutschen Schlüsselindustrien: die Automobilindustrie, Maschinenbau oder Chemieindustrie.

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Umgekehrt sind natürlich auch viele wichtige Exportmärkte Deutschlands in Zukunft wohl massiv von direkten Auswirkungen des Klimawandels betroffen – mit Folgen für die dortige Kaufkraft und die Konsumbereitschaft. In einem Land, das zur Hälfte in Trümmern liegt, macht man nur wenige Geschäfte – oder zumindest deutlich weniger, als wenn es unbeschädigt wäre.

Auch hier ergeben sich Risiken, die bis zum heutigen Zeitpunkt gar nicht zu beziffern sind – die Folgen für die heimische Wirtschaft könnten allerdings dramatisch sein.

Dazu kommt, dass auch in Süd- und Osteuropa – also innerhalb des EU-Raums – laut Experten mit stark zunehmenden Schäden durch Wetterereignisse und Naturkatastrophen gerechnet werden muss. Das belastet dann wiederum die gesamteuropäische Wirtschaft und den Euro-Raum im Besonderen.

Bislang hat sich noch niemand die Mühe gemacht, diese möglichen indirekten Schäden, die sich durch internationale Handelsverflechtungen ergeben, überhaupt auch nur grob zu beziffern oder zu untersuchen. Das Umweltbundesamt rät Unternehmen mit wirtschaftlichen Verflechtungen in möglicherweise vom Klimawandel stark betroffenen Regionen, entsprechende Risikovorsorge zu betreiben und die Risiken an das bestehende Risikomanagement des Unternehmens anzukoppeln und Transportstrategien des Unternehmens zu „diversifizieren“.

Für den Anleger ergibt sich hier aber ein völlig unkalkulierbares Risiko. Auf den Punkt gebracht: Wir wissen nicht, wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird – und was überhaupt noch funktionieren wird. Vielleicht sollte man als Anleger auch Klimarisiken besser in die eigene Risikostrategie mit einbeziehen. Daneben lohnt es sich wohl, sich schon im Vorfeld genau zu überlegen, worin man sein Geld investieren möchte – Anlagen in klimaschonende Technologien und Unternehmen, die helfen, den Klimawandel zu bekämpfen anstatt ihn noch massiv zu fördern könnten sich langfristig wohl für uns alle positiv auswirken.

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