von Stefan Schuster, Vermögensberater, Autor und Geschäftsführer von veranlagung.net
Die Zeiten an den Finanzmärkten sind wirklich außergewöhnlich. Das Rad der Anlageklassen hat sich komplett verschoben. Sichere Staatsanleihen, diese Anlageklasse ist für den Privatanleger praktisch tot, selbst bei langen Laufzeiten gibt es praktisch keine Zinsen mehr, da ist man selbst mit den mageren Zinsen am Sparbuch besser bedient, so trägt man wenigstens kein Zinsänderungsrisiko.
Vor allem für eher vorsichtig orientierte Anleger stellt sich die Frage, wie sie ihr Geld investieren sollen, um zumindest die Inflation auszugleichen und das bei einem überschaubaren Risiko. Eine Anlageklasse welche ich früher für diesen Zweck gerne genutzt habe, waren Unternehmensanleihen im Investmentgrade Bereich. Doch mittlerweile sind die Zinsen schon so weit gefallen, dass sich selbst mit diesen Wertpapieren die Inflation nicht mehr abdecken lässt.
Die Abbildung zeigt einen Auszug aus dem Factsheet eines Anleihenfonds welcher genau in diese Unternehmensanleihen investiert. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf die Kennzahl „Derzeitige Durchschnittsrendite“ lenken welche bei 1,24% liegt. Wenn man diese Rendite auch noch ins Verhältnis zu den Verwaltungsgebühren von 0,75% setzt, kann man sich gut vorstellen, dass der Fonds in der näheren Zukunft keine großen Sprünge mehr machen wird. Die „Durchschnittliche modified Duration“ misst das Zinsrisiko des Fonds, das bedeutet sollten die Zinsen um 1% steigen, sinkt der Fondswert um 4,85%. Ebenfalls ein Risiko das relativ hoch ist, besonders wenn man die ohnehin mageren Renditeaussichten in Betracht zieht.
Doch wie kann nun eine Lösung für dieses Dilemma aussehen? Von Anleihen im High-Yield-Bereich (auch Junkbonds) rate ich zur Zeit eher ab. Die Risikoaufschläge sind so gering, dass sie kaum das erhöhte Ausfallsrisiko abdecken, speziell in der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation, kann dieses Risiko schlagend werden. Eine mögliche Alternative können defensive Mischfonds bieten. Diese investieren grundsätzlich in Anleihen und Geldmarktinstrumente, können aber auch in einem bestimmten Rahmen die Chancen des Aktienmarktes wahrnehmen. Dies kann durch Direktinvestments in Aktien oder auch z.B. durch das Investment in Wandelanleihen geschehen. Das sind Anleihen, welche ein Wanldungsrecht in Aktien des Emittenten beinhalten. Dieses kann ausgeübt werden, wenn sich der Aktienkurs vorteilhaft entwickelt.
Die größere Flexibilität dieser Fonds ist ein enormer Vorteil. Bei ungünstigen Marktbedingungen, haben diese Fonds auch die Möglichkeit zu 100% in Geldmarktinstrumente zu Investieren. Wie hoch die Aktienquote zu einem bestimmten Zeitpunkt sein soll, wird auch flexibel auf Grund der aktuellen Marktsituation bestimmt. Das reine Anleiheninvestment war auch schon in Zeiten höherer Zinsen einem gemischten Investment in Aktien und Anleihen unterlegen. Auch in einem sehr konservativen Portfolio, ist die Beimischung zumindest einer geringen Aktienquote ratsam. Dadurch wird das Risiko des Portfolios breiter gestreut, da sich Aktien und Anleihen weitgehend unabhängig voneinander entwickeln ist es so möglich ein Portfolio zu kreieren, welches eine höhere Renditeerwartung bei gleichzeitig geringerem Risiko aufweist. Hierbei bedient man sich der Grundsätze der Modernen Portfoliotheorie nach Harry Markowitz.
Um den passenden defensiven Mischfonds für die eigenen Bedürfnisse zu finden, ist ein Blick in die Fondsbedingungen notwendig. In diesen sind die Investmentgrundsätze eines jeden Fonds klar definiert. Insbesondere sind die Grenzen für die einzelnen Anlageklassen im Fonds festgelegt. So ist z.B. eine typische Bedingung, dass maximal 50% des Fondsvermögens in Aktien investiert werden dürfen. Manchmal gibt es auch noch zusätzlich Bestimmungen. Diese können die Arten der Aktien betreffen, unterschieden nach Marktkapitalisierung oder Branchen, so könnte z.B. das Investment auf eher defensive (nicht zyklische) Aktien eingeschränkt werden. Auch die Investmentregion spielt eine entscheidende Rolle. Wird nur im Euroraum investiert trägt ein Investor welcher im Euroraum ansässig ist, kein Wechselkursrisiko.
Ich persönlich Nutze defensive Mischfonds als Baustein in defensiven Portfolios. Doch auch als Einzelinvestment sind diese definitiv eine Möglichkeit, da sie auch in sich schon sehr breit in verschiedenen Anlageklassen aufgestellt sind. Zwei dieser Fonds, welche schon seit geraumer Zeit zu den besten ihrer Klasse gehören sind der DNCA Invest Eurose und der ETHNA Aktiv.
Die Links zu den Factsheets dieser beiden Fonds befinden sich am Ende des Artikels. Beide sind klassische defensive Mischfonds. Der ETHNA Aktiv investiert global in Anleihen, liquide Mittel und zu maximal 49% in Aktien. Beim DNCA Invest Eurose ist die maximale Aktienquote mit 35% definiert. Außerdem wird hauptsächlich in defensive Aktientitel investiert und die Investmentregion ist Europa. Der Hauptteil des Portfolios besteht ebenfalls aus Anleihen und liquiden Mitteln. Als zusätzliches Instrument können auch Wandelanleihen genutzt werden.
Wenn Sie die Wertentwicklung dieser beiden Fonds betrachten, erkennen Sie schnell die enorm hohe Stabilität auch in Krisenzeiten. Die Volatilität der beiden Fonds ist generell sehr gering. Und auf jeden Fall haben Sie in naher Zukunft deutlich bessere Ertragschancen als reine Anleihenfonds. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg für Ihre Investments.