In Zeiten niedriger Zinsen ziehen Produkte, die vergleichsweise hohe Renditen bei (vermeintlich) überschaubarem Risiko bieten, schnell großes Interesse auf sich. Kein Wunder also, dass sich seit einigen Jahren die sogenannten Contingent Convertible Bonds (kurz: CoCo-Bonds) wachsender Beliebtheit erfreuen. Allerdings eher unter Fondsgesellschaften, Vermögensverwaltern und wohlhabenden Großinvestoren – allein schon deshalb, weil ein Einstieg in den Handel mit CoCo-Bonds nur für finanziell sehr gut situierte Anleger möglich ist.
Was genau sind CoCos?
CoCo-Bonds werden gelegentlich auch als Zwangswandelanleihen bezeichnet und stellen im Prinzip ein Hybridprodukt dar. Ausgegeben werden sie als unbefristete, festverzinsliche Anleihen – unter bestimmten Umständen können sie jedoch vom emittierenden Unternehmen in Gesellschaftsanteile umgewandelt oder vollständig (vorübergehend oder dauerhaft) abgeschrieben werden. Mit dieser Wandlung werden Anleger vom Fremdkapitalgeber zum Aktionär bzw. Eigenkapitalgeber. Insbesondere Banken nutzen diese Anlageprodukte gern, um ihre Eigenkapitalquote wie von Basel III gefordert auf dem Papier zu erhöhen. Sie werden daher auch gern als “zusätzliches Kernkapital” (Additional Tier-1, AT1) bezeichnet. Voraussetzung für den Wandel von Fremd- in Eigenkapital ist das Eintreten des Triggers: Fallen die Kapitalquoten unter eine bestimmte Marke, erfolgt die Umwandlung automatisch.
Vorteile von CoCos
Das Risiko für Anleger, durch ein relativ undurchsichtiges, automatisiertes Verfahren vom Kapitalgeber zum Miteigentümer zu werden, vergüten CoCo-Bonds besonders attraktiv. Bei der Deutschen Bank winkten bislang bis zu 7,5 Prozent Rendite, im Schnitt der Anbieter lag das Renditeversprechen bei etwa 6,75 Prozent. Insbesondere in einem Niedrigzinsumfeld durchaus rosige Aussichten – vorausgesetzt, die Kuponzahlungen erfolgen wie vereinbart.
Nachteile von CoCos
Den wohl größten Nachteil von CoCo-Bonds bildet der Grundsatz, dass Bankengläubiger seit Ausbruch der letzten Bankenkrise in Europa die von Geldinstituten realisierten Verluste selbst tragen sollen. Für CoCo-Bonds bedeutet dieses Credo Nachteile gleich in mehrfacher Hinsicht.
Zum einen besteht die Möglichkeit, dass das eingesetzte Kapital aufgrund des Eintretens eines Triggers in Eigenkapital der Bank umgewandelt wird. Anleger erhalten für ihre Bonds Aktien, die angesichts der Größe dieser Emission naturgemäß in ihrem Wert sinken. Möglich ist auch eine vorübergehende oder dauerhafte Herabschreibung, was einem teilweisen oder vollständigen Verlust des Investments gleichkommt. Darüber hinaus hat der Emittent das Recht, Kuponzahlungen noch vor Eintritt des Triggers vorübergehend oder dauerhaft auszusetzen – die Rendite entfällt in diesem Fall vollständig. Da ausgefallene Kuponzahlungen auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgefordert werden können, bedeuten sie einen Rendite-Totalverlust für die Dauer der Maßnahme.
Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist das Risiko, das eingesetzte Kapital nicht zurück zu erhalten. Grundsätzlich ist eine Rückzahlung des Investments frühestens nach 5 Jahren möglich – und auch nur dann, wenn die Aufsicht die Erlaubnis dazu erteilt und der Emittent über ausreichend hohe Eigenmittel verfügt.
Fazit: Für wen eignet sich ein Investment in CoCo-Bonds?
CoCo-Bonds überzeugen mit vergleichsweise hohen Renditen, die aufgrund des relativ hohen Ausfallrisikos dieser Form der Geldanlage gewährt werden. In keinem Fall sind sie für sicherheitsorientierte Anleger geeignet – selbst dann nicht, wenn Big Player wie die Deutsche Bank zu den Emittenten zählen. Auch Kleinanleger dürften nicht zur Klientel mit CoCo-Bonds im Portfolio zählen, schon allein aufgrund der relativ hohen Investitionssummen (100.000 Euro/CoCo-Bond Deutsche Bank) nicht. Am interessantesten ist diese Form der Geldanlage wohl für Anlagegesellschaften und wohlhabende Privatpersonen, die im großen Stil investieren.
Weiterführende Links
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