Wer in Drogengeschäfte verwickelt ist, gilt – nicht nur hierzulande – als großer Bösewicht. Viele sind der Meinung, so etwas sollte man mit aller Härte bekämpfen. Cannabis nimmt dabei eine Sonderstellung ein: viele Länder überlegen, den Gebrauch möglicherweise zu legalisieren und es damit zu entkriminalisieren. Vorausschauende Investoren stehen deshalb bereits Gewehr bei Fuß, um bei einer möglichen Legalisierung ein möglichst großes Stück vom Kuchen mit zu ergattern. Cannabis ist der neue Hype nach dem Bitcoin. Wir haben uns einmal angesehen, was er wert ist.
Die Legalisierung hat längst begonnen
Vorreiter sind hier – wie so oft – auch hier die USA. In vier US-Bundesstaaten ist der „Cannabis-Konsum zum Freizeitgebrauch“ bereits seit Anfang 2018 legal, drei weitere Bundesstaaten haben die Legalisierung beschlossen. Die Abgabe erfolgt allerdings kontrolliert in eigens dafür geschaffenen Stellen.
In den Midterm-Elections in den USA war Cannabis ebenfalls ein wichtiges Thema – einige Bundesstaaten befürworten dabei nur den rein medizinischen Gebrauch (als Schmerzmittel und bei bestimmten degenerativen Erkrankungen), einige wenige andere, wie North Dakota lehnen die Legalisierung immer noch vehement ab. Im Moment teilt sich das zwischen Staaten, die Cannabis entweder legalisiert haben oder zumindest entkriminalisiert haben oder auch für medizinische Zwecke zulassen. Die Staaten, die Cannabis immer noch verbieten und Anbau und Konsum unter Strafe stellen, sind mit 16 deutlich in der Unterzahl. Auf der Bundesebene (also nach den US-Bundesgesetzen) sind Konsum und Anbau – und natürlich auch der Handel – mit Cannabis ebenfalls weiterhin weiterhin verboten. Da in den USA Drogenvergehen aber allein Sache der Bundesstaaten sind, kann hier jeder Staat seine eigene Regelung treffen. .
Dass sich die anderen Bundesstaaten nach und nach dem Druck ihrer Bürger nach einer Legalisierung ebenfalls beugen werden – jedenfalls zum Großteil, erwarten viele. Vermutlich würde dann auch irgendwann einmal das Bundesrecht entsprechend angepasst werden. Die derzeit bestehenden Hürden – etwa für legale Händler ein Bankkonto zu eröffnen, da es sich nach Bundesrecht um „kriminelle Unternehmungen“ handelt, sind auf lange Sicht nicht haltbar und werden fallen müssen. Sie halten bisher den Markt noch künstlich kleiner, als er vermutlich sonst wäre.
So oder so haben nach den jüngsten Legalisierungen immerhin rund 50 Millionen Menschen in den USA nun legalen Zugang zu Cannabis. Die Verkaufszahlen werden sich, Hochrechnungen zufolge, bis 2021 höchstwahrscheinlich verdreifachen – der Markt wäre dann rund 15 Milliarden US-Dollar wert, allein in den USA. Dazu kommt, dass Steuern auf Cannabis auch für den Staat eine lukrative Sache wären – schon im ersten Jahr nach der Legalisierung überstiegen die Steuereinnahmen des Bundesstaats Washington aus Cannabis die Einnahmen aus der Alkoholsteuer deutlich – insgesamt 93 Millionen wurden generiert. Bei einer Verdreifachung des Konsums würden sich dann natürlich im selben Zug dann auch die Steuereinnahmen verdreifachen.
Auch Kanada hat Cannabis kürzlich legalisiert und ist damit das erste Industrieland, das den Weg einer kompletten Legalisierung geht. Aber auch auf dem europäischen Kontinent tut sich in der Cannabis-Frage einiges: Luxemburg hat kürzlich Cannabis für medizinische Zwecke legalisiert und auch das Verbot des Handels mit Cannabis-Aktien aufgehoben. Im Schweizer Bundesrat entging der Vorschlag für einen Modellversuch mit lediglich zwei Stimmen nur äußerst knapp der Zustimmung durch den Bundesrat. In Italien gibt es eine Legalisierung für medizinische Zwecke, in Spanien stellt der Konsum von Cannabis nur mehr eine Ordnungswidrigkeit dar. Das ist auch in vielen anderen Ländern weltweit so, etwa in den südamerikanischen Ländern oder sogar in Russland. Zieht man aus den letzten Jahren Bilanz, ist in vielen Bereichen der Welt bei der legalisierung von Cannabis einiges vorangegangen – nachdem es zuvor Jahrzehnte praktisch nur Stillstand gab. Das Voranschreiten bei diesem Thema ging dabei auch innerhalb relativ kurzer Zeiträume vor sich, wenn man sich den langen Stillstand zuvor ansieht.
Daneben wird auch in einigen deutschen Bundesländern vehement über eine mögliche Legalisierung gestritten – zuletzt in Niedersachsen und Bremen. Befürworter kritisieren, dass das Verbot nur einen unkontrollierbaren Schwarzmarkt erzeuge und die Abschreckung wirkungslos sei – Angebot und Konsum seien in den letzten Jahren gleichmäßig gestiegen. Die bestehende Quasi-Legalisierung in den Niederlanden würde dabei auch keine höhere Konsumquote nach sich ziehen, als wir sie bereits in Deutschland haben. Durch die staatliche Kontrolle würden zudem keine stark gestreckten und gesundheitsschädlichen Cannabis-Produkte mehr auf den Markt kommen und nicht mehr Cannabis an Jugendliche abgegeben werden.
Im Gegenzug entgehen durch das Verbot dem deutschen Staat Steuereinnahmen von Schätzungen zufolge rund 2,7 Milliarden Euro jährlich, dazu kämen Einsparungen von rund einer weiteren Milliarde Euro pro Jahr, wenn Cannabis-Delikte nicht mehr verfolgt würden (derzeit gibt es rund 170.000 Verfahren pro Jahr in Deutschland wegen Cannabis).
Bislang behalten die Legalisierungsgegner in Deutschland immer noch die Oberhand – das muss aber nicht zwangsläufig so bleiben. Beide Seiten haben eine Vielzahl von Argumenten, die man durchaus als stichhaltig ansehen kann.
Wie viel lässt sich durch Anlagen mit Cannabis verdienen?
Der Markt ist – im Hinblick auf mögliche künftige Legalisierungen – natürlich ein echter Boom-Markt. Cannabis ist der neue Hype nach dem Bitcoin. Der Marijuana Life Science ETF, den man auch an der Münchner Börse handeln kann, spiegelt das in seiner Wertentwicklung etwa durchaus wieder. Man erkennt auch, dass der gesamte Markt sehr stark auf Signale reagiert, die auf eine Erhöhung der Chance zur weiteren Legalisierung hindeuten – etwa den Rücktritt des US-amerikanischen Justizministers, der sich immer vehement und konsequent gegen eine Legalisierung ausgesprochen hatte.
Sieht man sich die Bewertungen von wichtigen Unternehmen in diesem Bereich – Tilray, Canopy Growth oder Cronos – an, erkennt man, wie hoch die Erwartungen sind. Die Ankündigungen von Tilray, sofort nach einer Legalisierung mit 500 Mio. USD in den USA investieren zu wollen, haben die Aktie geradezu explodieren lassen. Auch bei Canopy Growth liegt nach jüngst erfolgter Rechnung ein KGV von 212 zugrunde – astronomische Zahlen.
Das alles deutet darauf hin, dass die Erwartungen möglicherweise auch ein wenig überzogen sein könnten – der aktuelle Börsenwert der Tilray-Aktien liegt immerhin beim beinahe 80-fachen des für 2019 vorhergesagten Jahresumsatzes. Das Einsetzen einer Korrektur des Marktes kann man dann wohl irgendwann schon einmal erwarten, wie das bei jedem Hype über kurz oder lang passiert. Wir erinnern uns: auch beim Bitcoin gingen einige von einem möglichen zukünftigen Kurs bis zu 50.000 USD aus – die Realität liegt dann nun doch ein wenig anders. Wie bei jedem Hype sind bei Cannabis aber zuvor sicherlich hohe Gewinne möglich – bis dann eben die Marktkorrektur einsetzt. Wer früh kauft, kann hier sicherlich noch einiges absahnen – das ist es auch, was viele Investoren gerade auch machen.
Ob man sich tatsächlich in den Hype um das Rauschmittel begeben möchte, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden – das ist wohl nicht zuletzt auch eine moralische Entscheidung und abhängig davon, wie man selbst zur Legalisierung von Cannabis steht. Wie immer bergen Hypes natürlich auch Chancen und Risiken gleichermaßen – beides auf hohem Niveau. Dass es sich um einen echten Hype handelt, und den nächsten kommenden Boom, scheint aber unzweifelhaft.