In der Finanztheorie über Wertpapiermärkte wird üblicherweise von dem bestens informierten, ausschließlich rational agierenden Anleger ausgegangen. Die Realität ist aber vielfach eine andere, oft sind beim Aktienhandel Emotionen und Urinstinkte mit im Spiel. Nicht selten sind sie sogar ausschlaggebend für Börsenentscheidungen. Solche Gefühle und Triebkräfte scheinen tiefer in uns verankert zu sein als das rein verstandesmäßige Denken und Handeln.
Gier und Angst als urmenschliche Triebkräfte
Es sind vor allem zwei Faktoren, die irrationales Verhalten an der Börse prägen – Gier und Angst. Die (Hab-)Gier – der mächtige und fast unstillbare Wunsch nach Besitz von Dingen, Geld, aber auch nach Zuneigung oder Erfüllung – ist eine der stärksten menschlichen Triebkräfte überhaupt und bei fast jedem in mehr oder weniger ausgeprägter Form vorhanden. Angst bezeichnet dagegen ein Grundgefühl der Bedrohung und ist ein Oberbegriff für ein breites Spektrum an Gefühlszuständen, die ebenfalls jeder kennt. An der Börse sind vor allem Verlustängste von Bedeutung – u.a. die Angst, liebgewordenen Besitz zu verlieren. Daraus entsteht der nachhaltige Wunsch, solche Verluste zu vermeiden. In gewisser Weise stellt die Verlustangst dabei die Kehrseite der Habgier dar.
An der Börse wenig geeignet
Der Drang, Besitz anzuhäufen und sich dafür bietende Gelegenheiten zu nutzen sowie das Streben nach Verlustvermeidung begünstigt bestimmte charakteristische Verhaltensweisen beim Börsenhandel, die sich im Nachhinein immer wieder als psychologische Fallen zeigen. Was in der Steinzeit als Reaktion auf bestimmte Daseinssituationen funktioniert haben mag, erweist sich in der modernen Börsenwelt häufig als kontraproduktiv, ja geradezu schädlich. Hier ein Überblick über typische Börsenfallen und wie sie umgangen werden können.
1. Spontankäufe wegen vermeintlicher Geheimtipps
Die Gier nach schnellen Gewinnen verleitet manchen Anleger dazu, spontan Aktien zu kaufen, um nur keine Chance zu verpassen. Oft sind solche Spontankäufe durch vermeintliche „Geheim- oder Insidertipps“ motiviert, vielfach erweisen sich diese nachträglich allerdings als Flops. An der sorgfältigen und überlegten Auswahl von Titeln führt kein Weg vorbei. Dadurch mag gelegentlich eine kurzfristige Chance ungenutzt vorüberziehen, dafür bleiben Ihnen aber auch verlustreiche Enttäuschungen erspart.
2. Alles auf eine Karte setzen
Mancher Börsianer ärgert sich nachträglich, nicht ausschließlich in einen Wert investiert zu haben, wenn dieser sich überdurchschnittlich gut entwickelt hat. Solche „hätte ich doch“-Überlegungen sind müßig. Auf Dauer ist erwiesenermaßen die Risikodiversifikation die beste Börsenstrategie. Alles auf eine Karte zu setzen zahlt sich im Schnitt nicht aus, weil hier ein Einzelrisiko übernommen wird, für das der Markt keine Risikoprämie bietet.
3. Panikverkäufe bei Kurseinbrüchen
Dann verkaufen, wenn alle verkaufen ist immer ein schlechter Rat. In der Regel erweist es sich als die bessere Strategie, Verlustphasen „auszusitzen“. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass irgendwann wieder eine Erholung folgt. Langfristig macht die Dividende dabei alleine rund ein Drittel des Wertzuwachses aus. Aktien sollten nur dann verkauft werden, wenn sie nicht mehr zur eigenen Anlagestrategie passen oder sich die ursprünglichen Erwartungen als unrealistisch erwiesen haben.
4. Fixierung auf den Einstandskurs
Viele Anleger scheuen sich, Verluste zu realisieren, solange die Aktie unter dem Einstandskurs notiert. Dahinter steht der Gedanke: beim Verkauf soll mindestens das eingesetzte Geld wieder reinkommen. Manchmal ist das aber unwahrscheinlich, wenn die Gewinnaussichten nicht stimmen. In diesen Fällen ist es besser, sich von dem Papier zu trennen und in rentierlichere Alternativen zu investieren. Das „Klebenbleiben“ an Verlustbringern verschlechtert Ihr Portfolio-Ergebnis nur.
5. Häufige Käufe und Verkäufe
Jede Börsentransaktion kostet Geld und schmälert Ihre Rendite. Mit allzuhäufigen Orders wollen viele Börsenakteure kurzfristige Kursschwankungen optimal zu nutzen. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass es seltenst gelingt, den günstigsten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu treffen. Weniger ist oft mehr, wobei es natürlich auch auf die persönliche Börsenstrategie ankommt. In diesem Zusammenhang noch ein Tipp: mit unserem Depotvergleichsrechner können Sie ganz einfach die kostenoptimalen Online-Broker für Ihren Börsenhandel finden.
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