Gemeint sind hier natürlich ausschließlich die Probleme mit Spekulationsblasen – für alle anderen Arten von Blasenproblemen empfehlen wir natürlich unbedingt den Gang zum Arzt.
Blasen an den Märkten haben die unangenehme Eigenschaft, dass nur wenige sie sehen, wenn sie drinstecken. Am Vorabend der Blase kann man sehr gute Geschäfte machen – wenn die Blase dann platzt, kann man aber im schlimmsten Fall einen beträchtlichen Teil seines Vermögens verlieren. Auf den Hochs kurz vor der Blase zu surfen kann sehr erhebend sein – der Absturz kann dann, wenn man es übersieht, aber auch tief und schmerzhaft sein. Große institutionelle Anleger haben ihre eigenen Strategien, wie sie mit drohenden und tatsächlichen Blasen umgehen (nicht immer die bestfunktionierendsten leider) – aber was sollte man als Kleinanleger am besten tun? Wie schützt man sich vor den bösen Abstürzen beim Platzen von Blasen, wie geht man mit überhitzten Märkten um? Sollte man überhaupt etwas tun? Wie erkennt man überhaupt blasengefährliche Situationen und woran kann man Überhitzung messen? Viele Fragen, die man sich als Kleinanleger stellt. Unser Beitrag versucht deshalb einmal, Antworten zu geben.
Überhitzte Märkte – was bedeutet das?
Bevor wir uns den Blasen zuwenden, müssen wir uns erst einmal ein wenig mit überhitzten Märkten beschäftigen. Was ist ein „überhitzter“ Markt?
Schon hier stoßen wir auf das erste Problem: die Definition von „Überhitzung“. Eine allgemein gültige und von allen (Wirtschaftswissenschaftlern) akzeptierte Definition sucht man allerdings vergeblich. Der eine macht es an dem fest, der andere an etwas anderem.
Von vielen wird der recht anschauliche Begriff „Überhitzung“ als eine Art „Übernachfrage“ verstanden – die sich dann meist mit einem lauten Knall erledigt und auf ein wirtschaftlich sinnvolles und vertretbares Niveau zurückfällt.
Wenn alle plötzlich in Holz investieren und Hölzer kaufen wie nicht gescheit, dann „überhitzt“ irgendwann einmal der Holzmarkt. Dabei darf man aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass in einem solchen Fall bei stark steigender Nachfrage auch die Preise immer weiter in die Höhe schrauben würden – immerhin leben wir in einem marktwirtschaftlichen System, in dem per definitionem die Nachfrage ja den Preis bestimmt. Holz würde dann also innerhalb kürzester Zeit sehr teuer, was eigentlich recht schnell und zuverlässig zu einer „Abkühlung“ des Marktes führen müsste (nur wenige würden wohl Holz zu einem Fünffachen des sonst üblichen Preises kaufen, schon gar nicht produzierende Unternehmen, die Holz als Rohstoff für ihre Produkte benötigen, die dann ebenfalls fünfmal so viel kosten würden und wohl kaum mehr verkaufbarwären).
Zudem macht diese Art der Definition Probleme, wenn man sie auf die Gesamtzahl der Märkte (etwa in Europa oder in Deutschland) beziehen möchte. Was alles wird dann so stark nachgefragt, dass alle Märkte oder ein Großteil der Märkte überhitzt? Obwohl die Definition grundsätzlich zwar stimmt kommen wir so also nicht weiter.
Eine gute und vor allem recht plausible Definition anderer Art ist die Definition für eine überhitzte Konjunktur:
Überhitzung liegt immer dann vor, wenn die Schere zwischen Konsumquote (privat und öffentlich) und die Investitionsquote(Nettoanlagen plus Export-Import-Saldo) immer weiter auseinanderklaffen.
Damit kann man tatsächlich etwas anfangen. Wenn wir in die Vergangenheit blicken, und beide Quoten für Deutschland einmal gegeneinander auf einen Graphen auftragen, wobei wir das Jahr 2002 als Ausgangspunkt mit 100 % ansetzen, erkennen wir ein interessantes Muster: Es kommt immer wieder zu einem schnellen und starken Auseinanderweichen beider Graphen, die sich dann aber innerhalb sehr kurzer Zeit rasch aufeinander zubewegen und danach am selben Punkt aufeinandertreffen. Der Punkt, an dem sie aufeinandertreffen, ist immer eines der „Krisenjahre“ in der jüngeren Vergangenheit: ein schlagartiges Aufeinanderzubewegen 2008, kurz darauf das Gleiche aber in geringerem Maßstab 2010 und ein Fast-Aufeinanderzubewegen 2012 (der Zeitpunkt der Mini-Rezession in Deutschland). Seitdem geht es nur noch aufwärts mit der Investitionsquote und abwärts mit dem Konsum.
Projiziert man die Graphen weiter in die Vergangenheit, sieht man, das das Aufeinanderklaffen der Schere seit den 90er Jahren weit weniger dramatisch ausfiel (nicht einmal ein Fünftel des Werts von 2008) und das sowohl das Auseinanderweichen der beiden Graphen als auch das Aufeinanderzubewegen deutlich länger gedauert hat. Was seit 2004 innerhalb ungefähr eines Jahres vor sich geht, das Auseinanderbewegen und der Absturz, dauerte zuvor mindestens 2 – 3 Jahre.
Was bedeutet das nun? Wenn wir uns die Definition ansehen, merken wir, dass man damit eigentlich recht viel anfangen kann. Wenn die KONJUNKTUR von Staaten überhitzt, bedeutet das, dass wenig konsumiert aber viel investiert wird. Überhitzte Aktienmärkte würden dementsprechend bedeuten, dass ein großer Ansturm auf Investitionsprodukte stattfindet – der nach marktwirtschaftlichen Prinzipien unweigerlich zu einem ständigen Steigen der Preise führt.
Dann befinden sich die Märkte in einem Zustand, indem der Aktienwert und der Realwert der Aktien bereits deutlich entkoppelt und ein großer Teil der Aktien bezogen auf ihren realen Wert völlig überteuert sind – und damit definitiv bei einer Blase. Und zwar einer Blase, die ALLE MÄRKTE oder zumindest einen Großteil der Märkte betrifft.
Blasen auf dem Aktienmarkt
Nachdem wir bereits so weit gelangt sind, wollen wir uns nun die Situation während einer Blase einmal näher ansehen. Das wirklich Typische für die Gegebenheiten einer Blase haben wir bereits im Vorhinein schon herausgearbeitet: Die Aktien der meisten Unternehmen sind in hohem Maß überbewertet, sodass der Aktienpreis weit über dem realen Wert der Aktien liegt. Trotzdem strömt immer weiteres Kapital zu den Unternehmen, die Nachfrage nach den Aktien ist ungebrochen hoch. Das geht so lange weiter, bis die Blase platzt – der Markt also mit einem lauten Knall eine Korrektur der überhöhten Werte durchführt. Langsam geht in solchen Situationen gar nichts – bei einer Blase beschleunigt sich die Überhitzung immer weiter, alles geht immer schneller – und auch die (notwendige) Korrektur des Marktes kommt meist auf einen Schlag.
Praktisch kann man sich das sehr gut am Platzen der Dotcom-Blase (mehr dazu auch in unserem Artikel über die größten historischen Blasen) vergegenwärtigen. Alle dachten, den vielen neu gegründeten Internet-Unternehmen würde die Zukunft gehören und sie würden allesamt traumhafte Gewinne ohne Grenze erwirtschaften – einfach von selbst, weil das gar nicht anders ging. Auf diese Weise warf man unkritisch allen möglichen Unternehmen riesige Summen Geld in den Rachen – Hauptsache sie hatten etwas mit dem Internet zu tun. Was genau sie machten, war Nebensache – ob sie das konnten und ob die Angebote der Firma überhaupt von irgendjemandem gewollt und zukunftssicher waren, auch.
Das ist das einleuchtendste und klarste Beispiel für eine Blase. Nachdem hier mit unglaublich viel Geld um sich geworfen wurde und praktisch jeder in diese Unternehmen investierte, platzte die Blase natürlich mit einem lauten Knall. Vom Schaden haben sich selbst sehr viele reiche Investoren bis heute nicht erholt.
Welchen Schaden Blasen anrichten können, kann man sich einfach anhand eines kleinen Beispiels ausrechnen: Wenn Sie eine Aktie, die zum Ausgangspunkt realistische 5 Euro wert ist, in einer Stückzahl von 1.000 Stück zu einem Preis von 100 Euro kaufen, haben sie 100.000 Euro investiert. Viele institutionelle Anleger tun so etwas mit Fremdkapital, das heißt beispielsweise mit einem Bankkredit.
Nun kommt es zum großen Knall – nach der Korrektur des Marktes sind die Aktien nur noch 1,50 Euro wert (oder vielleicht sogar gar nichts mehr – bei Blasen wie der Dotcom-Blase kann das durchaus wahrscheinlich sein). Sehen wir uns nun einmal Ihre Bilanz an: Sie wollten 100.000 Euro mit Gewinn für ein Jahr investieren – bei einer Rendite von 10 % sollten Sie also 110.000 Euro erhalten. Tatsächlich haben Sie nun 100.000 Euro Schulden, die Sie nun mit 9 % Effektivzinsen die nächsten 10 Jahre zurückzahlen müssen.
Summieren wir nun einmal Ihre Verluste:
erhoffter (geplanter) aber entgangener Gewinn: 110.000 – 1.500 = 108.500 Euro
Kreditsumme 100.000 Euro
Kreditkosten (Zinsen, Gebühren) über 10 Jahre 49.734 Euro
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Gesamtschaden 258.234 Euro
Das zeigt, wie groß der Schaden für eine Anlage tatsächlich sein kann. Im Grunde müsste man jetzt noch einrechnen, dass Sie das Geld für die Kreditraten auch nicht zur Verfügung haben, um es anzulegen. Dafür entgehen Ihnen auch mögliche Zinsen.
Wenn wir einmal von einem einfachen DAX-ETF ausgehen (Durschnittsrendite über die letzten 30 Jahre rund 8,5 %) dann wären Ihnen noch zusätzlich 88.292 EUR an möglichen Zinsen entgangen (wenn Sie die monatlichen Beträge nicht für die Kreditrückzahlung aufwenden hätten müssen, sondern sie einfach angelegt hätten. Damit liegt Ihr Gesamtschaden bei einem solchen Investment also durchaus schon im Bereich eines netten Einfamilienhäuschens, wenn Sie ein solches Investment über Kredit finanziert hätten. Das kann schon nachdenklich machen – und zeigt überdies, warum Blasen so viele professionelle und institutionelle Anleger am Ende fast in den Ruin treiben – egal wie viel Geld sie vorher hatten.
Was soll man tun, um sich gegen überhitzte Märkte und Blasen als Kleinanleger zu schützen?
Experten zufolge befinden wir uns gerade wieder in einer überhitzten Marktsituation in Deutschland. Und haben uns auch im Sommer 2017 und im Herbst 2017 in solch einer Lage befunden – eigentlich hören wir das fast in jedem Quartal von irgendwelchen besorgten Experten, dass der Markt überhitzt ist.
Sieht man sich unser Diagramm von vorhin an, dann erkennt man, dass die Schere seit 2012 immer weiter auseinander geht – und die Differenz bereits fast ein höheres Niveau erreicht hat, als 2008. Es scheint also die ganze Zeit bereits so, als wäre es jetzt endlich Zeit für ein „Hitzegewitter„, wie an überheißen Sommertagen. Der stagnierende Konsum, die hohen Investitionen, die getätigt werden und vor allem der gewaltige Exportüberschuss in Deutschland heizen die Situation natürlich noch weiter an. Das geht so weit, dass viele institutionelle Anleger sich langsam aber merklich von Aktieninvestments zurückzuziehen beginnen und viele Experten Kleinanlegern raten, aktuell eher keine Aktien zu kaufen. Alles wartet auf das Losbrechen des Gewitters.
Abkühlen lassen sich Märkte immer durch Handlungen der Notenbanken – durch eine Erhöhung des Zinsniveaus und damit einer Beschränkung der Geldmenge und einer Verteuerung von Krediten. Der Aufschwung der letzten Jahre wurde mit billigem Geld und den niedrigen Zinsen erkauft – wirtschaftlich sinnvoll wäre es, den Hahn jetzt langsam zuzudrehen, um die Situation zu entschärfen. Europaweit ist davon aber nichts in Sicht, zu sehr fürchtet man noch, den Aufschwung abzuwürgen, den viele wegen der guten Gewinne, die sie machen, begrüßen.
Natürlich macht es Sinn, in wirtschaftlich unübersichtlichen Lagen gerade als Kleinanleger eher zurückhaltend mit dem Kauf von Aktien zu sein – die Preise könnten bereits zu hoch sein, die später folgende Korrektur des Marktes würde eventuell hohe Verluste bedeuten. Aktienkäufe über Fremdkapital oder geliehenes Geld zu finanzieren wäre sicherlich noch unklüger, wenn man die Lage so wenig einschätzen kann.
Anders sieht das aber immer bei einer langfristigen Anlage-Perspektive aus: Es handelt sich lediglich um eine Korrektur des Marktes, das heißt es werden lediglich die überhöhten Zuwächse der vergangenen Jahre wieder zurückgenommen – was langfristig kaum eine Auswirkung haben wird, wenn man einen Anlagehorizont von zehn, zwanzig oder mehr Jahren hat. Kleinanleger konnten auch in der Vergangenheit Krisen gut abwettern, ohne groß Schaden zu erleiden, wenn sie auf eine langfristige Buy and Hold Strategie gesetzt haben. Ihnen haben zeitweise überhitzte Märkte langfristig nur sehr wenig geschadet.
Auch die Inhaber von ETFs brauchen sich nur wenig Sorgen zu machen – ein ETF-Sparplan ist in der Regel ohnehin eine längerfristige Anlage, und Indices erholen sich nach Marktkorekturen oft schnell wieder. Das beste Beispiel ist der DAX: Trotz aller Stürme und Flauten liegt der 30-Jahres-Schnitt des DAX bei über 8 % – und in diese Zeit fällt immerhin auch die „große“ weltweite Wirtschaftskrise 2008. Es ist also immer alles eine Sache der Perspektive – vor allem der langfristigen, wenn es um Anlagen geht.
Gerade bei langfristigen Anlagen sollten Sie übrigens auch Ihre Brokerkosten im Blick haben: schon geringe Senkungen der Gebühren summieren sich mit Zinseszinsen über die Jahre zu erklecklichen Summen, die Sie als zusätzlichen Gewinn zur Verfügung haben. Machen Sie einfach unseren kostenlosen Discount-Broker-Vergleich um zu sehen, ob Sie vielleicht mehr zahlen, als Sie müssten. Dann kann es Zeit für eine Korrektur sein – ganz im Sinn Ihres persönlichen Gewinns.