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Banksparplan oder Aktienfonds: Wo ist die private Altersvorsorge besser aufgehoben?

Vor etwa zwölf Jahren änderte sich die Betrachtung der Rentenphase erheblich: Die gesetzliche Rentenversicherung sollte zukünftig durch eine weitere, stabile Säule ergänzt werden – das bewährte Prinzip der Risikostreuung sollte nunmehr auch auf die private Altersvorsorge angewendet werden. In der Folge steigerte die Bundesregierung nicht die allgemeinen Direktzahlungen in das Rentenversicherungssystem. sondern bot den Sparern direkte Zulagen an. Inzwischen wird für jeden Erwachsenen eine Zulage von 154 Euro pro Jahr und für jedes Kind (je nach Geburtsjahr bis zum Ende der Ausbildung) jährlich von 300 Euro gewährt. Zudem können nach § 82 EStG Beiträge bis zu einer bestimmten Höhe auch noch einkommensteuerlich geltend gemacht werden (§ 82 Altersvorsorgebeiträge) – die Details kann Ihnen der steuerliche Berater oder ein Finanzinstitut nennen.

Zulagen und steuerliche Geltendmachung dürfen den Blick nicht trüben

Wie bei allen langfristig finanziell wirksamen Entscheidungen wie dem Kauf eines Autos, der Entscheidung für Miete oder Wohneigentum und insbesondere bei den Geldanlagen sollte der Blick nicht getrübt werden durch die Zulagen und die steuerliche Geltendmachung bzw. Steuerrückerstattung. Das Investment soll – wie gute Riester-Angebote – aus sich heraus wirksam sein. Als ganz konkreten Tipp empfehlen wir: Sollten Sie noch keinen Riester-Vertrag haben, so sollten Sie sich gerade Ende Dezember nicht durch einen Stichtag und den Verlust der Zulagen und Vorteile für das „erste Jahr“ unter Zeitdruck setzen lassen. Sie haben noch sehr viele Jahre Zeit, dieses Nicht-Bekommen durch eine höhere Rendite und niedrigere Gebühren wieder herein zubekommen. Insbesondere deshalb weil die Riester-Zulage voraussetzt, dass Sie in der Regel 4 % des Einkommens investieren und sich damit ohnehin ein sehr großes Vermögen aufbauen lässt!

Problematisch bei Versicherungslösungen: Transparenz und lange „gebührenfressende“ Laufzeit

Fragen Sie deshalb vor dem Vertragsabschluss nach, wie die bisherige Performance ausgesehen hat und entscheiden sich für ein Investment mit hoher Rendite. Dabei können Sie so vorgehen, wie wir vor kurzem beschrieben haben. Aufgrund eines niedrigen Garantiezinses und zudem noch hoher Gebühren erscheinen inzwischen die früher beliebten Lebensversicherungen sehr unattraktiv und scheiden schon vergleichsweise früh aus der Betrachtung aus. Einige Versicherungsunternehmen – wie beispielsweise die Allianz – versuchten dieses Produkt für sich dadurch zu retten, dass es keinen Garantiezins mehr gibt. Allerdings können wir von einer Lebensversicherung zu Ansparzwecken nur abraten, lediglich ein getrennter Risikoabsicherungsteil (Risikolebensversicherung) könnte in ganz anderem Zusammenhang sinnvoll sein.

Die generelle Schlussfolgerung insbesondere bei längerfristigen Anlagen lautet: Als Anleger sollten Sie sich – wie bei jedem anderen Produkt – auch immer voll über die entstehenden Kosten und die Leistungserwartung informieren. Insbesondere bei längerfristigen Laufzeiten (wie fünf Jahre oder mehr) können ein bis zwei Prozentpunkte mehr oder weniger Gebühren oder Kosten schon einen wesentlichen Betrag ausmachen. Vergleichen Sie also sowohl die Kosten bei der „normalen“ Geldanlage und Ihren Wertpapiergeschäften (wie in unserem Finanztipp #20: „Ignorieren Sie kosten und Steuern nicht!“  vorgeschlagen) und informieren Sie sich ausführlich über die Vertragsbedingungen. Schließlich sind Sie selbstbewusster Kunde und möchten das Beste für Ihre Altersvorsorge (nicht die des Beraters) herausholen.

Unsere Favoriten: Testsieger Banksparpläne (für eine höhere Zinsphase) und Aktienfondssparpläne (für sofort)

Vor fünf Jahren berichtete die Stiftung Warentest ausführlich über die Riester-Rente und die Vorteile von Banksparplänen. Für uns bei Diekleinanleger.com ist dies Anlass, einmal nachzusehen: Würde sich unsere Redaktion heute für einen Riester-Banksparplan entscheiden oder lieber eine Ansparmöglichkeit mit einem Aktienfonds auswählen?

Der Begriff „heute“ ist übrigens wörtlich zu nehmen: Denn es gibt keine Regelung dafür, dass Sie immer in den gleichen Riester-Vertrag einzahlen müssen. Sie können auch – ohne die gewährten Zulagen zu verlieren – den bisherigen Vertrag ohne neue Einzahlungen „weiterlaufen“ lassen und sich beispielsweise insbesondere während einer Niedrigzinsphase für einen Aktienfonds entscheiden und nach einigen Jahren einen neuen Vergleich mit einem Banksparplan starten.

Einer der Testsieger, der Banksparplan der Volksbank Gronau-Ahaus eG, bietet laut der Produktinformationsseite der Bank derzeit eine Verzinsung von 0,50 % pro Jahr. Dabei handelt es sich um eine variable Verzinsung, die bei der in einigen Jahren zu erwarteten Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank und die Bundesbank mit angehoben wird. Die Vertragsbedingungen enthalten dazu eine Anpassungsklausel und auch den jetzt geltenden Mindestzinssatz.

Die Wahl des Investmentvehikels hängt auch vom Ansparzeitraum ab, der bis zur Verrentung zur Verfügung steht. Wirtschaftsredakteure und Finanzexperten sprechen bei einer Anlage in Aktien bzw. Aktienfonds immer von einem eher mittel-, denn kurzfristigen Anlagehorizont. Unserer Meinung nach kann sich das Riester Sparen mit einem Fondssparplan immer dann lohnen, wenn mehr als ein Konjunkturzyklus (von etwa 6 bis 7 Jahren) zur Verfügung steht: Dann würde sich eine mögliche zwischenzeitliche Stagnation nicht negativ auf die zur Auszahlung zur Verfügung stehende Summe auswirken. Publikumszeitschriften wie der Stern liegen unserer Meinung nach falsch, wenn sie das Aktiensparen nur für unter 40-Jährige empfehlen, wie hier nachzulesen ist! Stattdessen sollten Sie den jährlichen Renditevorsprung der Aktienanlage langfristig nutzen, zumal alle Riester Sparverträge eine staatliche Zertifizierung haben und damit auch verlustgeschützt sind.

Wenn unsere Redaktion sich jetzt für eine private Altersvorsorge neu entscheiden würde, dann würden wir wahrscheinlich einen guten Indexfondssparplan wählen, um eine weitere stabile Säule der Altersvorsorge aufbauen zu können. Um dabei auch nicht zu hohe Gebühren entrichten zu müssen, empfehlen wir auf einen Online-Broker wie OnVista zu setzen – dieser bietet aktuell einige Indexfondssparpläne ganz ohne Orderspesen oder Depotgebühren an.

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