Nicht nur sicherheitsorientierte Anleger stöhnen unter der anhaltenden Niedrigzinspolitik der EZB, auch den kapitalbildenden Lebensversicherungen machen die Tiefstzinsen einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Sogar so deutlich, dass die Assekuranzen sich jetzt gezwungen sehen, die sicher geglaubten Ausschüttungen für ihre Kunden signifikant zu kürzen, was die Rendite erheblich schmälert. Basis für diese Entscheidung ist das Reformpaket zur Stabilisierung der Lebensversicherer, das im August 2014 in Kraft trat. Davon betroffen sind nicht nur kleine Anbieter: Auch Branchengrössen wie Aachen Münchener, Axa, Cosmos, Debeka, Ergo, Generali und R+V haben angekündigt, bestimmte Bewertungsreserven nicht an ausscheidende Kunden auszuschütten.
Deutlich weniger Rendite für auslaufende und zurückgekaufte Verträge
Dreh- und Angelpunkt der Leistungskürzung sind die sogenannten Bewertungsreserven. Sie entstehen immer dann, wenn eine Kapitalanlage einen höheren Marktwert aufweist als zum Anschaffungszeitpunkt – auf dem Papier wird sie wertvoller. Im Fall der Assekuranzen sind es vor allem alte, relativ hoch verzinste Termingelder, die aufgrund hoher Nachfrage in den Büchern immer wertvoller werden – die die Assekuranzen aber nicht einfach so liquidieren können. Und genau hier liegt das Problem: Vertraglich steht Kunden der Lebensversicherer, deren Vertrag ausläuft oder zurückgekauft werden soll, ein Teil der Bewertungsreserven zu. Die sind mittlerweile aber so hoch, dass viele Assekuranzen zur Auszahlung nicht ausreichend liquide sind. Um ihre Versprechen allen anderen Versicherten gegenüber einhalten zu können, beschneiden die betroffenen Versicherungen ganz legal die Rechte ihrer ausscheidenden Kunden.
Die beste Strategie für Anleger
Die aktuelle Entwicklung macht Anleger, die eine kapitalbildende Lebensversicherung im Portfolio haben, zumindest unruhig. Kein Wunder, geht es dabei doch um Beträge in 4- bis 5-stelliger Höhe im Vergleich zu früheren Jahren, auf die ausscheidende Versicherte verzichten sollen. Verbraucherschützer und Versicherungsexperten sind sich einig, dass Abwarten in den meisten Fällen die einzig richtige Strategie ist. Insbesondere für Policen, die vor 2004 abgeschlossen wurden: Sie bieten eine steuerfreie Ausschüttung und einen Garantiezins von drei bis vier Prozent – Vorteile, die kaum eine andere sichere Geldanlage vereinen kann.
Lohnen sich kapitalbildende Lebensversicherungen noch?
Angesichts der deutlich sinkenden Renditeaussichten bei kapitalbildenden Lebensversicherungen stellt sich zumindest für Anleger, die über eine neue Police nachdenken die Frage: Lohnt sich das Investment eigentlich noch? Reflexartig und pauschal mit „nein“ zu antworten wäre vorschnell. Zu beachten ist, dass Lebensversicherungen mit hohen Abschlusskosten einhergehen, lange bedient werden müssen und seit Jahresbeginn einen Garantiezins von nur noch 1,25 Prozent bieten. Hinzu kommt die Gefahr einer signifikanten Kürzung der Endauszahlung aufgrund mangelnder Liquidität der Assekuranzen. Auf der anderen Seite verbindet das Produkt Altersvorsorge und Vermögensbildung mit Risikoschutz, gewährt eine Zinsgarantie (wenn auch auf niedrigem Niveau) und ist steuerlich absetzbar – Vorteile, die im Einzelfall genau gegen mögliche Nachteile abgewogen werden sollten.
Konditionen vergleichen
Ob sich im Einzelfall eine kapitalbildende Lebensversicherung lohnt, hängt auch stark vom Angebot der unterschiedlichen Versicherer ab. Damit Sie das für Ihre Bedürfnisse beste Angebot bekommen, nutzen Sie doch den Vergleich von Finanzen.de: