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Anlagetrend: Was steckt hinter Smart Beta ETFs?

Wer in den vergangenen Jahren in Sachen Geldanlage auf ETFs setzte, hatte allen Grund zur Freude. Zum einen, weil ETFs unterm Strich stets eine nennenswerte Rendite abwarfen – zum anderen, weil sich diese transparent und leicht verständlich gestalteten Produkte ohne viel Aufwand, Aufregung und zu geringen Kosten passiv verwalten lassen. Kein Wunder also, dass sich ETFs selbst bei mehrheitlich als konservativ geltenden deutschen Anlegern durchgesetzt haben. Seit einiger Zeit versuchen Fondsgesellschaften nun, eine „smarte“ Variante der ETFs zu vermarkten. Was sie dabei verschweigen: Die sogenannten Smart Beta ETFs konterkarieren das ursprüngliche Produkt und garantieren vor allem höhere Gebühren für die Anbieter.

Smart Beta Grundprinzip: Wetten gegen den Markt

Der Name Smart Beta gibt bereits einen Hinweis darauf, was die Fondsanbieter vorgeblich anbieten. Beta bezeichnet in der Finanztheorie die Abhängigkeit der Rendite einzelner Titel zum gesamten Marktrisiko – Beta gibt also die exakte Entwicklung eines Marktes und seiner Titel wieder. Bei klassischen ETFs liegt dieser Wert genau bei 1,0, da sie exakt den zugrunde liegenden Index wie beispielsweise den DAX oder Dow nachbilden. Smart impliziert nun eine intelligente Art dieser Nachahmung und wertet klassische ETFs damit schon sprachlich ab. Aber smart bedeutet noch mehr: Smart Beta ETFs dürfte es der Definition von ETFs zufolge gar nicht geben, da sie dem Ursprungsprinzip zuwiderlaufen. Sie bedeuten Wetten gegen den Markt, da sie versuchen, Indizes so zu modifizieren, dass eine Überrendite erwirtschaftet werden kann. Anders ausgedrückt: Smart Beta ETFs ergänzen das eigentlich passive Anlageverhalten mit einer aktiven Komponente in der Annahme, diese Komponente könnte zu einem Mehr an Rendite führen – eine Annahme, die von bisherigen Studien allerdings stets widerlegt wurde.

Arten von Smart Beta ETFs

Smart Beta ETFs versuchen unterm Strich, genau den Ausschnitt eines Marktes auszuwählen, der besonders hohe Kurszuwächse erwarten lässt. So konstruieren einige Anbieter beispielsweise eigene Indizes auf Basis von Papieren mit möglichst geringer Volatilität, sogenannte Mini Vola oder Minimum Volatility Indizes, die von entsprechend aufgelegten ETFs nachgebildet werden. Andere Smart Beta ETFs basieren beispielsweise auf Indizes vermeintlich unterbewerteter Aktien (Value ETFs), von Aktien mit zuletzt guter Wertentwicklung (Momentum ETFs) oder von sehr soliden Unternehmen (Quality ETFs). Allen gemein ist, dass diese ETFs Gewichtungen vornehmen und nicht ins Konzept passende Werte korrigieren. Sie bilden nicht mehr einen Markt in seiner Gesamtheit ab, sondern treffen eine Auswahl nach festen Regeln, was aus einem passiven Anlageinstrument ein aktives macht – und das Risiko für Verluste bzw. geringere Renditen zumindest nach aktueller Studienlage eher ansteigen lässt.

Weniger Transparenz, höhere Gebühren

Einer der größten Vorteile von ETFs liegt in ihrer Transparenz: Ein Blick auf den zugrunde liegenden Index reicht aus, um zu wissen, wie sich die Anlage derzeit entwickelt. Auch hier untergraben Smart Beta ETFs das eigentliche Prinzip: Da sie auf selbst konstruierten Indizes der Fondsanbieter basieren und Werte anders gewichten als die großen Indizes, ist die Wertentwicklung der ETF-Produkte nicht mehr transparent und schnell ersichtlich. Ihren Entwicklungsaufwand lassen sich die Emittenten mit höheren Gebühren vergüten: Während die Abgaben für ETFs im Schnitt bei sehr günstigen 0,1 Prozent liegt, werden für Smart Beta ETFs je nach Anbieter und Produkt 0,3 bis 0,4 Prozent Gebühren fällig. Wer dennoch den Versuch unternehmen möchte, die Rendite seiner Investments mit Smart Beta ETFs zu steigern, sollte zumindest auf günstige Online-Broker setzen, deren Gebühren traditionell unter denen zahlreicher Haus- und Filialbanken liegen.

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