Den meisten Kleinanlegern wird schon der Unterschied zwischen aktiven und passiven Investments wahrscheinlich kaum geläufig sein. Die Unterscheidung ist aber durchaus eine wichtige für die eigene Strategie und das Erreichen der eigenen Anlageziele. Was passives Investieren überhaupt bedeutet und was wir darüber denken, haben wir in diesem Beitrag einmal für Sie zusammengefasst. Dazu ein paar Überlegungen, warum man von vielen Investitionsmöglichkeiten als Privatanleger wohl so wenig hört, und was wir über ETFs und Indexfonds denken. Den einen oder anderen mögen unsere Überlegungen dabei vielleicht auch dazu bringen, die eigene Investitionsstrategie einmal gründlich zu überdenken – lesen Sie daher weiter!
Aktives und passives Investieren
Man könnte den Unterschied zwischen beidem auf die folgenden einfachen Nenner bringen: Beim aktiven Investieren wähle ich selbst aus, in welche Produkte ich mein Geld anlege (und habe damit nicht nur die Qual, sondern auch das Risiko der Wahl) – und im anderen Fall, beim passiven Investieren, ist die Auswahl von Kriterien außerhalb des Fonds bestimmt und ich muss mich darum nicht kümmern. Das ist die einfachste Möglichkeit, das zu formulieren, aber natürlich greift diese Vereinfachung viel zu kurz und ist nur wenig aussagekräftig.
Um das etwas besser zu illustrieren, wollen wir spezifisch zwei besondere Anlage-Arten einmal einander gegenüber stellen: das sogenannte Stock Picking und das Investment in einen Index-Fonds. Stock Picking ist sicherlich eine der aktivsten Formen von Investments, während kaum etwas passiver sein kann als das Investment in einen Index-Fonds. Interessant wird es erst richtig, wenn man die Unterschiede zwischen beidem im Detail beleuchtet.
Optionenhandel, Forex oder ähnliches kann man natürlich auch getrost zu den sehr aktiven Formen des Investments rechnen, diese Anlage-Arten wollen wir fürs Erste aber einmal völlig außen vor lassen und uns bei den aktiven Investmentformen auf das Stock Picking konzentrieren.
Stock Picking als aktives Investieren
Stock Picking bedeutet die gezielte Auswahl von einzelnen Papieren, in die man investiert. Für die Auswahl kann man unterschiedliche Strategien benutzen. Auf der einen Seite des Spektrums steht das Value Investing, auf der anderen Seite das Growth Investing, je nachdem, was einem angebracht scheint. Man kann auch Quality Investing betreiben und dabei Value- und Growth-Papiere mischen.
Index-Fonds als passives Investieren
Ein Index-Fonds ist eine Kombination von Wertpapieren, die in ihrer Zusammensetzung und Gewichtung exakt der Zusammensetzung eines bestimmten Index (zum Beispiel des DAX) entsprechen. Damit liefern diese Fonds auch automatisch die genau gleiche Performance wie der Index. Wenn Sie zunächst einmal wissen wollen, wie Aktienindices genau funktionieren, welche die wichtigsten sind und wie Index-Fonds einen Index nachbilden können, finden Sie dazu umfassende Informationen in unserem Beitrag über Aktienindices.
Index-Fonds oder auch ETFs genannt, sind eigentlich keine neue Erfindung, es gibt sie schon seit den siebziger Jahren. Sie sind nur nicht so weithin bekannt, vor allem nicht unter Kleinanlegern, und werden auch nur sehr wenig beworben. Dafür mag es durchaus Gründe geben. Unsere Überlegungen dazu finden Sie etwas weiter unten.
Typische Investment-Fonds, die von Fondsmanagern aktiv gemanagt werden, wollen wir hier einmal ausklammern. Zwar trifft dort auch jemand anders die Auswahl für Sie, allerdings steht dahinter ebenso ein aktives Fondsmanagement. Auch wenn Sie keinen Einfluss auf die Auswahl der Fonds-Zusammensetzung haben, wird sie dennoch aktiv ausgewählt, anders als bei einem reinen Index-Fonds.
Die Ziele als Kleinanleger
Natürlich können wir hier nicht für alle sprechen, aber wir denken, die Ziele für die meisten Kleinanleger liegen wohl darin, eine stabile, vergleichsweise sichere Anlage mit attraktiver Rendite zu haben, die kein umfassendes, vorhandenes Fachwissen und keine permanente, zeitaufwändige Beschäftigung für die Auswahl erfordert – da die wenigsten dieses Maß an Zeit und Fachwissen wohl mitbringen werden. Im Einzelfall kann es da natürlich aber Ausnahmen geben, das gestehen wir gerne zu.
Nachfolgend wollen wir also einmal Stock Picking und Index Fonds einander gegenüberstellen und in den folgenden Kategorien gegeneinander antreten lassen:
- Performance
- Sicherheit
- Aufwand und Fachwissen
- Kosten
- Zeithorizont
Unserer Meinung nach sind das die wahrscheinlich wichtigsten Punkte für die meisten Kleinanleger, wenn es um die Art ihrer Anlage geht.
Performance
Schon bei diesem Punkt gibt es keine klare Schwarz-und-Weiß-Unterscheidung. Für Index-Fonds gilt klarerweise: Sie können nicht besser performen als der Index selbst – aber auch nicht schlechter. Das kann man einmal als gegeben ansehen.
Beim Stock Picking hängt es davon ab. Zwar geht man in der Praxis (nach zahlreichen Untersuchungen in der Wirtschaft) davon aus, dass kein aktiv gemanagter Fonds langfristig einen Index in der Performance schlagen kann. Gegenbeispiele dafür gibt es allerdings – etwa Warren Buffett, der mit seinem Value Investing den S&P 500, den wichtigsten amerikanischen Index, mit schöner Regelmäßigkeit in der Performance recht deutlich übertrifft. Möglich ist das also durchaus. Ob das allerdings tatsächlich ein geeignetes Beispiel ist, halten wir eher für fraglich – immerhin gehört schon einiges dazu, sich aus recht gewöhnlichen Verhältnissen allein mit Investments zum drittreichsten Mann der Welt emporzuarbeiten und hinter den Erfolgen steht eine enorme Menge Fachwissen und jahrzehntelange Erfahrung.
Und fairerweise muss man auch anfügen, dass selbst das Investitionsgenie Buffett verfügt hat, dass nach seinem Tod 90 % seines Vermögens in einfache Index-Fonds angelegt werden. Wenn diese Anlage-Art dem Investitionsgenie gut genug für seine nächsten Angehörigen ist, finden wir, können Sie einem einfachen deutschen Kleinanleger wohl durchaus gut genug sein. Warren betont übrigens auch immer wieder, dass er Index-Fonds ganz generell für eine sehr gute Anlageform für viele Menschen hält.
Um einen Eindruck von der Performance eines Index-Fonds zu haben, etwa beim DAX: der hat zwischen 1988 und 2011 immerhin jährlich im Schnitt 8,26 % Plus gemacht. Kaum ein klassischer Investmentfonds schafft es demgegenüber, über solche Zeiträume höhere Werte zu erreichen.
Sicherheit
Nun, man kann auch beim Stock Picking durchaus (mit beträchtlichem Aufwand, allerdings) Formen der Absicherung betreiben, um Verluste zu minimieren. Es gibt durchaus noch andere und ausgefeiltere Methoden als Stop-Loss-Limits. Allerdings sollte man das auch wirklich beherrschen und dabei immer die Kosten im Auge behalten.
Für den Index-Fonds gilt dagegen: die Performance ist die des Index. Rutscht der Index in den Keller (das kann natürlich immer wieder mal passieren), ist es natürlich auch mit dem Zuwachs Essig. Allerdings verharrt kaum ein Index auf irgendwelchen Tiefstständen, so träge ist die Weltwirtschaft noch nicht geworden. Überdies kann man ja – denken wir uns – durchaus davon ausgehen, dass Staaten, die Wirtschaft und auch die Unternehmen natürlich ein ureigenstes Interesse haben, dass die Geschäfte laufen und Gewinne und Wachstum erzielt werden. In dem Moment, wo die Wirtschaftslenker und die Konzernchefs umfassende Maßnahmen setzen, geht es aber auch relativ schnell mit den Indices wieder bergauf. Und immerhin können alle diese Kräfte auch einiges tun, sei es währungspolitisch oder unternehmenstaktisch. Wir jedenfalls sind so optimistisch, daran zu glauben, dass aus purer Notwendigkeit sich die Weltwirtschaft langfristig für noch eine ganze Weile grundsätzlich positiv entwickeln wird.
Aufwand und Fachwissen
Gutes Stockpicking – egal nach welcher Strategie – erfordert in jedem Fall eine ganze Menge solider Fachkenntnisse. Beim Value Investing geht es dabei eher um Kenntnisse in der Betriebswirtschaft, im jeweiligen Markt und in der Unternehmensführung, beim Growth Investing muss man eher in Sachen Finanzanalyse umfangreiche Kenntnisse mitbringen (oder sich aneignen), um erfolgreich zu sein. Beim Quality Investing ist das zu einem großen Teil zusätzlich Lernen aus eigenen Fehlern und Irrtümern. All das ist zweifelsohne möglich, keine Frage – es verursacht aber in jedem Fall einen hohen Aufwand, den sicherlich nicht jeder Kleinanleger zu investieren bereit ist. Dazu kommt die Notwendigkeit einer ständigen Marktbeobachtung (oder Unternehmensbeobachtung, im Fall von Value Investing). Auch diesen Aufwand werden nicht alle gewillt sein, permanent zu investieren.
In diesem Fall geht der Punkt klar an die Index-Fonds. Es gibt gar nichts, was man tun könnte – außer im Vorfeld einen für sich passenden Index und Fonds sorgfältig auszuwählen. Danach lehnt man sich im übertragenen Sinn zurück und legt die Füße hoch. Und gelegentlich mal einen Blick auf den Kurs des Index zu werfen, verursacht keinen großen Aufwand – und ist noch nicht einmal wirklich nötig.
Kosten
Dass die Kosten für Stock Picking in so gut wie jedem Fall höher liegen, als die Kosten für einen Index-Fonds, erklärt sich von selbst. Man kann zwar diese Kosten durch die Auswahl des richtigen Discount-Brokers (siehe unseren Broker-Vergleichsrechner!) oft nachhaltig reduzieren, aber sie bleiben hoch.
Index-Fonds sind dagegen oft sogar noch deutlich günstiger als klassische, aktiv gemanagte Investmentfonds. Das hängt damit zusammen, dass ein aktives Management natürlich auch Kosten verursacht. Zwar kann eine hundertprozentige Replikation eines umfassenden Index (oft mehrere hundert Wertpapiere) auch für die Fondsgesellschaft Kosten verursachen, ansonsten hat sie allerdings relativ wenig zu tun, außer auf Indexanpassungen zu reagieren.
Ein gutes Maß für die Kosten bei einem Index-Fonds (ETF) ist die sogenannte Gesamtkostenquote, auch als TER bezeichnet (total expense ratio). Sie gibt in Prozent des Investitionsvolumens die anfallenden Gesamtkosten für den Fonds an (allerdings ohne Broker-Kosten, aufpassen – verwenden Sie deshalb auch hier unseren Broker Vergleichsrechner!). Üblicherweise liegt die TER für einen Indexfonds im Bereich von 0,1 – 0,5 % des Investitionsvolumens. Das ist vergleichsweise kostengünstig. Einzelne Index-Fonds können teurer sein (teilweise über 1 %) allerdings kann man das häufig (und sollte das, eine persönliche Empfehlung) durch eine entsprechende Fondsauswahl regeln.
Zeithorizont
Man möchte vermuten, dass man angesichts der Entwicklung der meisten Indices wohl eine langfristige Anlageperspektive bei Index-Fonds benötigt. So dramatisch ist das allerdings nicht – auch mittelfristig kann man schon gut profitieren, wenn man sich Index-Entwicklungen einmal im Detail ansieht. Anders als bei bestimmten Stock-Picking-Strategien sind aber Index-Fonds sicherlich nicht geeignet, um „schnell einmal etwas Geld zu verdienen“. Theoretisch geht das zwar – es ist für die meisten aber wahrscheinlich wenig praktikabel, und für diesen Zweck gibt es auch andere Strategien.
Der Sparplan-Vorteil
Interessant ist bei ETFs auch, dass viele davon sparplanfähig sind. Das kann für viele Anleger, die regelmäßig Geld zurücklegen wollen (etwa für eine Altersvorsorge) durchaus interessant sein. Angesichts von Performance und Sicherheit wahrscheinlich auch eine gute Möglichkeit, längerfristig anzusparen.
Warum sind ETFs so wenig bekannt und kaum beworben?
Auch darüber haben wir uns Gedanken gemacht: warum ein ausgezeichnetes Produkt, das es schon seit über 40 Jahren auf dem Markt gibt, so wenig weithin bekannt ist. Unserer Meinung nach stellt sich da die Frage nach dem „cui bono“ (wem nützt es?). Banken und Fondsgesellschaften verdienen eine ganze Menge auch an Gebühren – und an replizierenden Index-Fonds lässt sich nun einmal nur wenig an Gebühren verdienen, dazu fallen aber für den Erwerb von Papieren in der entsprechenden Gewichtung dennoch oft beträchtliche Kosten an. Für die Anbieter sind Index-Fonds also eher wenig lukrative Produkte und darum hat vermutlich auch niemand ein Interesse, einen großen Teil der Menschen genau dafür zu begeistern, wenn mit aktiv gemanagten Fonds viel mehr zu verdienen ist und die Kosten oft sogar noch günstiger ausfallen. Ein wenig hat sich das geändert, seit es Swap-basierte Replikationen gibt, die in manchen Fällen auch für die Fondsgesellschaften noch steuerliche Vorteile bieten können. Insgesamt aber preist man (fragen Sie mal in Ihrer Bank) natürlich lieber „eigene“ anstatt Index-Fonds an. Wir finden aber, als Anleger haben Sie das Recht, das für SIE lukrativste Produkt finden zu dürfen – und nicht das, das dem Anbieter den meisten Gewinn bringt. Es ist schließlich Ihr Geld.
Unser Fazit
Angesichts des Vergleichsergebnisses und der Eigenschaften von Index-Fonds schließen wir uns der Meinung von Warren Buffett an – wir finden Index-Fonds durchaus auch eine sehr gute Möglichkeit für sehr viele Kleinanleger, ihr Geld anzulegen.
Und wen tatsächlich der persönliche Ehrgeiz packt, der kann daneben immer noch mit einem Teil seines Geldes Stock Picking betreiben.
Wenn Sie übrigens mehr über Dividenden-ETFs und Smart-ETFs erfahren wollen, finden Sie auch dazu entsprechende Spezialbeiträge bei uns.
Weiterführende Links
- Diskontbroker im Vergleich
- Einzelaktien oder Indexfonds?
- Mit Indexfonds kostengünstig, flexibel und renditestark vorsorgen
- Banksparplan oder Aktienfonds?
- Was ist ein ETF-Sparplan?
- Wie kann man ETFs kaufen?