Obwohl herkömmliche Bankeinlagen und Anleihen kaum noch Zinsen abwerfen und Aktienkurse sich äußerst positiv entwickelt haben, stehen die Deutschen Aktien als Anlageform immer noch sehr skeptisch gegenüber. Dies geht aus einer Studie hervor, die vom Deutschen Aktieninstitut gemeinsam mit der Börse in Stuttgart in Auftrag gegeben wurde.
Immer weniger Aktionäre – trotz guter Performance
Während sich der DAX seit 2012 beinahe verdoppelt hat (Schlusskurs am 30.12.201: 5.867 Punkte; Schlusskurs am 12.05.2015: 11.558 Punkte), ist die Zahl der Aktionäre hierzulande deutlich gesunken. Alleine in den letzten beiden Jahren haben sich damit gut eine Million Deutsche von ihrem Aktienengagement getrennt. Nur etwas mehr als 13 Prozent der volljährigen Deutschen – rund 8,4 Millionen – engagieren sich derzeit noch an der Börse. Trotz eines historisch niedrigen Zinsniveaus, werden immer noch fast 40 Prozent der Ersparnisse in Spareinlagen, Tages- und Festgeldkonten gehalten werden – das Aktienvermögen erreicht nur einen Anteil von 7 Prozent.
Die Entwicklung scheint paradox. Obwohl Aktien sehr gut performen, üben sich die Bundesbürger gleichzeitig in immer stärkerer Zurückhaltung. Die Einstellung gegenüber der Aktie ist seit der Finanzkrise skeptischer geworden. Bei einer Umfrage im Rahmen der Studie gaben 31 Prozent der Befragten an, dass sie bedingt durch die Finanzkrise heute negativer über Aktien bzw. Aktienfonds denken als früher, nur 3 Prozent waren positiver eingestellt. Besonders überraschend dabei: Aktienbesitzer zeigten sich pessimistischer als Nichtaktionäre. Bei ihnen gaben 37 Prozent der Teilnehmer eine negativere Einstellung an.
Vielschichtige Ursachen
Mit Fakten ist diese Stimmungseintrübung nicht zu erklären. Wer zum Zeitpunkt der Finanzkrise in Aktien investiert hat, konnte sein Kapital mittlerweile mehr als verdoppeln. Die Börsenkurse brachen damals zwar vorübergehend ein, doch setzte recht schnell eine Erholung ein. Offenbar wird auch nicht wahrgenommen, dass die Finanzkrise wenig mit Aktien zu tun hatte, sondern durch problematische Finanzinstrumente und einen überhitzten US-Immobilienmarkt ausgelöst wurde. Warum sind die Deutschen also trotz guter Performance so zurückhaltend bei Aktienanlagen? Es gibt mehrere Ursachen:
- Die Skepsis ist zu einem guten Teil psychologisch bedingt. Manchem steckt nicht nur die Finanzkrise in den Knochen, viele Anleger denken auch an negative Erfahrungen im Zusammenhang mit der T-Aktie (Höchststand von 103,50 Euro im Jahr 2000, aktueller Kurs unter 17 Euro) und dem Neuen Markt zurück. Sie wirken offenbar immer noch nach und haben die Einstellung langfristig negativ verändert.
- Die Aktie wird vielfach vor allem als spekulatives Anlageinstrument mit besonderen Risiken gesehen. Die Chancen zur systematischen Vermögensbildung mit Aktien und gleichzeitiger Risikobegrenzung durch breite Streuung werden dagegen verkannt. Vielen Anlegern fehlt es wohl auch am nötigen Hintergrundwissen.
- Im Unterschied zu angelsächsischen Ländern spielen Aktien bei der Altersvorsorge hierzulande nur eine untergeordnete Rolle. Nach wie vor baut die Alterssicherung wesentlich auf der gesetzlichen Rente und der klassischen Lebensversicherung auf. Für Aktien ist dabei wenig Platz.
- Finanzinstitute fördern die Aktienkultur nicht unbedingt. Bei Anlageempfehlungen stehen häufig Einlagenprodukte des eigenen Hauses im Fokus. Das vermeintliche Aktienrisiko dient dabei als Verkaufsargument. Nicht selten wird Aktien-Anlegern zu häufigen Umschichtungen geraten, weil das Provisionserträge bringt. Dafür fallen wenig provisionsträchtige ETF gerne unter den Tisch.
Bis zu einer entwickelten Aktienkultur in Deutschland ist noch ein weiter Weg zurückzulegen – DieKleinanleger wollen dabei wichtige Informationsarbeit leisten. Als Grundlage dafür empfehlen wir Kleinanlegern neben einer umfangreichen Recherche auch die Wahl eines günstigen Brokers. Mit unserem Vergleichsrechner können Sie einfach und transparent viele Anbieter vergleichen – wir können das preiswerte Angebot von Onvista oder Captrader jedenfalls empfehlen. Nähere Informationen zur Untersuchung selbst und eine Download-Möglichkeit der Studie finden Sie hier.
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