Fonds-Kennzahlen sollen dazu dienen, eine prägnante Aussage über die Performance, das Risiko und die Qualität eines Fonds-Produkts zu geben und damit die Auswahl zu erleichtern. Die gängigsten Kennwerte sind sicher die Rendite als relatives Maß für das Ergebnis und die mit Hilfe des Standardabweichung gemessene Volatilität. Daneben wird in der Regel die Sharpe Ratio sowie das sogenannte Alpha und Beta ermittelt. Relativ neu und noch weniger bekannt ist dagegen der Active Share. Was verbirgt sich dahinter?
Aktives Fondsmanagement: Anspruch und Wirklichkeit
Der Active Share ist ein Kennwert, der die Aktivität des Fondsmanagements messen soll. Der Grund für die Berechnung liegt in der häufiger zu beobachtenden Inaktivität von Fondsmanagern. Die ist bei passiv gemanagten Index-Fonds quasi Bestandteil des Konzepts, aktive Fonds erheben dagegen einen anderen Anspruch. Hier stellt das Fondsmanagement in Aussicht, durch gezielte Identifizierung und Ausnutzung von Marktchancen besser abzuschneiden als die Fonds-Benchmark, üblicherweise ebenfalls ein Index. Der damit zwangsläufig verbundene größere Aufwand führt zwangsläufig zu höheren Kosten in Form von Ausgabeaufschlägen und Verwaltungsgebühren für die Anleger.
Die Realität zeigt allerdings, dass viele aktive Fondsmanager ihrem Anspruch nicht gerecht werden. Auch etliche vermeintlich aktiv gemanagte Fonds bleiben stark am Index orientiert. Sie schneiden daher kaum besser ab, manchmal sogar deutlich schlechter als ihre Benchmark. Diese Passivität macht sich allerdings in den Kosten für die Anleger nicht unbedingt bemerkbar. Der Active Share will ermitteln, in welchem Umfang das Fondsmanagement tatsächlich aktiv agiert.
Active Sahre misst Aktivität
Dazu wird berechnet, welcher Anteil des Fonds-Portfolios von der Zusammensetzung des Index-Portfolios abweicht. Dieser als Prozentzahl gemessene Anteil ist ein Indikator für das aktive Handeln des Fondsmanagements. Bildlich lässt sich die Berechnung so vorstellen, dass Fonds- und Index-Portfolio übereinander gelegt werden, um die Schnittmenge festzustellen. Der außerhalb der Schnittmenge liegende Bereich weist auf die Fondsaktivität hin. Der Active Share kann theoretisch Werte zwischen null und hundert Prozent annehmen. Null Prozent bedeutet, das Fonds-Portfolio entspricht vollständig dem Benchmark-Portfolio. ETF sollten von ihrem Grundkonzept her einen Active Share nahe Null aufweisen. Hundert Prozent heißt, das Fonds-Portfolio enthält ausschließlich Werte, die sich nicht im Benchmark-Portfolio wiederfinden. Das Fondsmanagemant setzt also vollständig auf andere Wertpapiere.
Begrenzte Aussagekraft
Welche Aussagekraft hat der Active Share? Er ist zunächst ein Maß für das Handeln des Fondsmanagaments, nicht dagegen für seine Qualität und seine Performance. Agieren alleine ist noch kein Wert an sich. Deshalb ist der Active Share als isolierte Kennzahl zur Beurteilung eines Fonds ungeeignet. Erst in Verbindung mit anderen ergebnis- und risikobezogenen Kennzahlen macht er Sinn. Trotzdem sollte der Prozentwert kritisch hinterfragt werden.
Denn es kommt bei der Beurteilung der Aktivität nicht nur auf die Tatsache der Abweichung an, sondern auch auf die Art der Abweichung. Die misst der Active Share aber nicht. Auch die jeweiligen Grundgesamtheiten spielen eine Rolle. Es macht einen Unterschied, ob das Fondsmanagement bei 10 Titeln im Vergleich zu einem Benchmark-Portfolio von 40 Werten abweicht oder bei 100 Titeln aus einer Grundgesamtheit von 400. In beiden Fällen misst der Active Share aber mit 25 Prozent den gleichen Wert. Der Active Share ersetzt daher nicht den genaueren Blick.