Bei Investments in erneuerbaren Energien musste schon mancher Kleinanleger bittere Enttäuschungen hinnehmen. Der Fall Prokon ist nur ein besonders markantes Beispiel in einer langen Reihe von Insolvenzen, die die Energiewende hierzulande begleiten. Auch die Windreich-Insolvenz gehört dazu.
Windreich-Anleihen auf Ramschniveau
Dabei hat sich das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Wolfschlugen in einem als besonders zukunftsträchtig angesehenen Bereich engagiert, der Errichtung von Windparks in Nord- und Ostsee. Von den zahlreichen Projekten wurde bislang allerdings nur eins bis zur tatsächlichen Stromproduktion umgesetzt, der Windpark Global Tech I knapp hundert Kilometer nördlich der Insel Juist – ein Milliarden-Vorhaben, das derzeit im Testbetrieb läuft.
Doch bei der Finanzierung hatte sich der Firmengründer Willi Balz offensichtlich überhoben. Ursprüngliche Pläne für einen Börsengang mussten aufgegeben werden, stattdessen griff Windreich auf die Begebung von Unternehmensanleihen zurück. Anlegern wurden dabei attraktive Renditen von über 6 Prozent in Aussicht gestellt, ein Angebot, von dem auch mancher Kleinanleger angesichts niedriger Marktzinsen gerne Gebrauch gemacht hat.
Die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens wurde dadurch nicht verhindert. Im September vergangenen Jahres musste Windreich Insolvenz anmelden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt – u.a. wegen Bilanzmanipulation und Kapitalanlagebetrug. Auch über das Privatvermögen des Firmengründers wurde inzwischen ein Insolvenzverfahren eröffnet. Den Anleiheinhabern hat das wenig gebracht. Die Windreich-Papieren notieren derzeit bei einem Zehntel ihres Nennwerts. Wer Käufer dafür findet, muss daher gut 90 Prozent seines Investments abschreiben.
Trotz Insolvenz – Zukunftspläne
Doch Willi Balz hat seine Pläne noch nicht aufgegeben. Er ist nach wie vor Alleineigentümer und auch wieder Geschäftsführer von Windreich, hat jedoch wegen des Insolvenzverfahrens nur begrenzte Einflussmöglichkeiten. Seine Hoffnungen ruhen auf dem Verkauf seiner Anteile an Global Tech I. Hier besitzt er 14 Prozent. Mit einem erwarteten Verkaufserlös von 200 Mio. Euro könnten viele Gläubigerforderungen befriedigt und die finanzielle Schieflage entschärft werden.
Die zweite Hoffnung ist der geplante Windpark MEG 1 nördlich von Borkum. Bei diesem Projekt liegt die Genehmigung bereits vor und die Netzanbindung ist ebenfalls sichergestellt. Allerdings bildet auch hier die Finanzierung eine Hürde. Bei den benötigten 1,8 Mrd. Euro klafft noch eine Lücke. Wenn sie geschlossen würde, könnte mit dem Bau begonnen werden. Dann würden die Aussichten der Gläubiger von Windreich-Anleihen vielleicht wieder besser werden.
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