Finanztipps für Kleinanleger #6 “Tolle Börsengeschichten”

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Finanztipps für Kleinanleger #6 “Tolle Börsengeschichten”

Kennen Sie diese Situation? Einer Ihrer Bekannten erzählt Ihnen von seinen tollen Geschäften und Investments. 500 % bei der einen Aktie hier, eine Verdreifachung da. Von einem Verlust ist nie die Rede – höchstens von einem nicht gemachten Gewinn.

Ihnen kommt das seltsam vor? Wie kann das sein?

Es gibt 2 mögliche Erklärungen:

  1. Alle Ihre Bekannten sind Investmentgenies
  2. Ihre Freunde haben die Geschichten ein wenig ausgeschmückt und unschöne Passagen weggelassen

Die Statistik und Wahrscheinlichkeitstheorie legt nahe, dass Sie ersteres ausschließen können 😉

Es liegt auf der Hand, dass bei einem gemeinsamen Abendessen lieber über Erfolge, als über Fehler gesprochen wird – so ehrlich können wir uns ruhig sein. Somit werden alle – wahrscheinlich viel lehrreicheren – Geschichten über Misserfolge weggelassen.

Wir wollen Ihre Bekannten jetzt nicht als Lügner bezichtigen – die Geschichten sind lediglich ein bisschen, naja, ausgeschmückt.

Spesen und Gebühren werden weggelassen, Steuern nicht berücksichtigt und am Ende wird der ganze Spaß noch auf eine jährliche Verzinsung (damit’s mit dem Sparbuch vergleichbar wird) hochgerechnet. So kann schon aus kleinsten Erfolgen ein genialer Börsencoup werden!

Sind wir Börsengenies?

Also lassen Sie uns einmal eine Geschichte erzählen, die nicht gelogen, aber auf alle Fälle gut ausgeschmückt ist:

Tolle Börsengeschichte

Ende 2012 kauften wir die Commerzbank Aktie. Mit dieser haben wir dann in nur einem Monat über 360 % p.a. Verzinsung erreich. Denn die Aktie war in nur einem Monat um 30% gestiegen.

Die 30 % pro Monat hören sich jetzt schon viel schlechter an als die 360% –  aber immer noch toll, oder?

Realität

In Wirklichkeit haben wir mit der Aktie zu dem Zeitpunkt 40 Euro vor Spesen und Steuern, an nicht realisierten Kursgewinnen gemacht. Wir haben, da wir die Commerzbank als kleine Spielerei mit Zockercharakter sehen, nur einen sehr kleinen Betrag „investiert“.

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Hätten wir tatsächlich verkauft, so wären noch Spesen und Steuern hinzugekommen und der realisierte Gewinn wäre bei gerade einmal 30 Euro gelegen.

Trotzdem ist dies keine Lüge! Hochgerechnet, wären dies 360% Gewinn 😉 – halt vor Steuern und Spesen.

Fazit

Nicht alles was glänzt ist Gold. Jeder redet lieber über eigene Erfolge, als über Fehltritte. Solange einem das auch bewusst ist, ist das auch nicht weiter schlimm.

Gefährlich wird es dann, wenn man von seinen flüchtigen Bekannten mit den tollen Börsengeschichten nun heiße Aktientipps oder ähnliches annimmt. Gerade dubiose Finanzberater verweisen gerne auf Ihre tollen Erfolge in der Vergangenheit – die wohl genauer betrachtet nicht viel mehr als unsere Commerzbank-Geschichte sein dürfte. Deshalb sollte man von dubiosen Finanzvermittlern, die schon Thema in unserem Finanztipp # 4 waren, keine Aktientipps annehmen.

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