Tagesgeld: Anleger-Favorit und Rendite-Wunder

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Tagesgeld: Anleger-Favorit und Rendite-Wunder

Seit Beginn der Finanzkrise kennen die Zinssätze nur eine Richtung: nach unten. Was Kreditnehmer in spe freut, sollte konservativen Anlegern, die auf vergleichsweise risikoarme Zinsanlagen setzen, eigentlich zum Grübeln und ggf. zu einem Strategiewechsel bewegen. Tatsächlich ist ausgerechnet das Tagesgeld so beliebt wie nie. Warum setzen insbesondere die Deutschen so stur auf diese Form der Geldanlage – und lohnt sich das eigentlich noch?

Sicherheit bevorzugt

Trotz des anhaltend niedrigen Zinsniveaus setzen die Deutschen in Sachen Geldanlage mehrheitlich auf risikoarme oder sogar risikolose Produkte. Das zumindest ist das Ergebnis einer aktuellen, bevölkerungsrepräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov unter gut 4.000 Menschen. Der Auswertung zufolge besitzen (und nutzen) mittlerweile 35 Prozent der Bankkunden mindestens ein Tagesgeldkonto. Immerhin sieben Prozent der Befragten gaben an, in den nächsten 12 Monaten ein Tagesgeldkonto eröffnen zu wollen. Ähnlich gut gefragt sind derzeit nur Aktien, für die sich ebenfalls rund sieben Prozent der Befragten in den kommenden 12 Monaten entscheiden wollen. Auffällig ist, dass deutlich mehr Männer als Frauen planen, ein risikoreicheres Anlageprodukt abzuschließen.

Tagesgeld beliebt wie nie

Die Beliebtheit des Tagesgeldes unter deutschen Anlegern kann vor allem damit erklärt werden, dass es sich dabei einerseits um ein relativ risikoarmes Produkt mit garantierter Einlagensicherung bis 100.000 Euro handelt. Zum anderen trägt die einfache, leicht verständliche Struktur sowie die ständige Verfügbarkeit der Einlage sicherlich zur Beliebtheit des Tagesgeldes bei.

Dass die Deutschen dem Tagesgeld ähnlich starkes Vertrauen entgegenbringen wie anderen sicheren (aber renditeschwachen) Produkten wie beispielsweise dem Sparbuch, das zeigen die Bilanzen einiger Geldinstitute. Die ING-DiBa, zum Beispiel nahm im vergangenen Geschäftsjahr erstmals mehr als 100.000 Milliarden Euro an Tagesgeldeinlagen ein. Das Volumen stieg dabei um 10 Milliarden Euro auf insgesamt 103 Milliarden Euro. Zugute kommt der ING-DiBa, dass ihr Neukundenangebot mit einer Verzinsung von 1,00 Prozent derzeit zu den attraktivsten am Markt zählt. Vier Monate nach Kontoeröffnung gewährt die Bank nur noch einen Zins von 0,5 Prozent – der dennoch zu den höchsten am Markt zählt.

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Ebenfalls ein dickes Einnahmen-Plus konnte die VW-Bank im vergangenen Jahr verbuchen. Wie ein Unternehmenssprecher der FAZ Online im Januar bestätigte, nahm das Geldinstitut seit Anfang Oktober 2015 satte zwei Milliarden Euro an Tagesgeldeinlagen ein. Auslöser war offenbar eine Aktion zum 25-jährigen Bestehen der Direktbank, in deren Rahmen die Verzinsung garantiert für vier Monate auf 1,25 Prozent angehoben wurde. Die Aktion galt ausschließlich für Neukunden und Einlagen bis zu 100.000 Euro. Nach Ablauf der Garantiefrist liegt die Verzinsung bei 0,3 Prozent.

Niedrigzins und Rendite – wie passt das zusammen?

Wer sich bereits für ein Tagesgeldkonto zu Zeiten interessierte, in denen Neukunden mit vier oder fünf Prozent und höher geködert wurden, mag angesichts dieser eher mageren Zinssätze verwundert den Kopf schütteln. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Rendite von Tagesgeld, genauer: auf die reale Rendite. Indikator dafür ist der sogenannte Sparerindex, der die Differenz aus Tagesgeld-Bestzins und Inflationsrate widerspiegelt. Im Januar lag dieser Index bei 0,75, die Rendite sank damit im Vergleich zum Dezember 2015. Sparen lohnt sich mit einem solchen Verhältnis dennoch. Ein Beispiel: Im September 2011 lag der Bestzins bei deutlich attraktiveren 2,7 Prozent – die Inflationsrate allerdings bei 2,3 Prozent. Daraus ergibt sich ein realer Gewinn von 0,4 Prozent – und damit weniger Rendite als bei aktuellen Tagesgeldangeboten. Die niedrige Inflationsrate macht das Tagesgeld derzeit zu einem attraktiven Produkt für sehr sicherheitsorientierte Anleger – ein Argument, das übrigens auch EZB-Präsident Mario Draghi nutzt, um zu verdeutlichen, dass seine aktuelle Politik keineswegs zum Schaden deutscher Sparer ist.

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