Klar – der DAX ist jedem ein Begriff, und dass er ein sehr bedeutsamer Aktienindex ist, ist auch weithin bekannt. Aber: Was ist eigentlich ein Aktienindex genau, wie kommt er zustande und warum sind so viele Aktienindices ein “Börsenbarometer”? Und warum ist die Performance eines Index langfristig praktisch immer besser als die von einzelnen Aktien? Welche Arten von Indices gibt es überhaupt, welche Indices sind die bedeutsamsten, und welche werden kaum genutzt? Und; kann man von der Performance eines Index auch als Anleger profitieren? Viele, viele Fragen. Der nachfolgende Beitrag versucht deshalb einmal, ausführliche Antworten zu geben.
Was ein Aktienindex ist und wie er erstellt wird
Ganz grundsätzlich ist ein Aktienindex eine bloße Kennzahl. Anhand dieser Kennzahl wird die Entwicklung von einer bestimmten Menge an Aktienkursen abgebildet und zwar von einem bestimmten Zeitpunkt an. Jeder Index hat einen festgesetzten Startzeitpunkt, von dem aus er mit einer ebenfalls festgesetzten Punkteanzahl startet.
Die Veränderung dieses Punktewerts über den Lauf der Zeit hinweg spiegelt die insgesamten Veränderungen aller Aktienkurse zusammen wider. So hat der DAX beispielsweise seinen normierten Startpunkt am 31. Dezember 1987 mit genau 1.000 Punkten. Die Entwicklung zwischen zwei festgesetzten Zeiträumen nennt man die “Performance” eines Index.
Die Summe aller Kursveränderungen in diesem Zeitraum bestimmt, inwieweit sich der Indexwert nach oben oder nach unten bewegt. Gelegentlich werden Indices auch vor ihren Startzeitpunkt “zurückgerechnet” um vergangene Entwicklungen abzubilden. Das hat aber lediglich akademischen Wert.
Arten von Indices
Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen echten Aktienindices – wie etwa dem DAX oder dem EUROSTOXX 50 – und solchen Indices, die nicht direkt auf dem Kurs von Aktien, sondern auf dem Kurs bestimmter Finanzderivate beruhen, deren Kurs wiederum von bestimmten Aktienkursen abhängig ist. Das gilt beispielsweise für den VDAX, der die Volatilität (also die wechselnde Schwankungsbreite) der Kurse widergibt. Häufiger sind aber die “echten” Aktienindices, die tatsächlich auf den zusammengefassten Kursen einer bestimmten Aktienauswahl beruhen.
Die Unterscheidung zwischen Kursindex und Performance-Index ist ebenfalls wichtig. In einem Kursindex (price index) werden rein die Aktienkurse allein berücksichtigt. Sondereinnahmen und Dividendenausschüttungen werden nicht berücksichtigt. Das führt dazu, dass die Kursveränderungen beispielsweise nach einer Dividendenausschüttung (danach sinkt der Kurs der jeweiligen Aktie, das ist unvermeidbar) auch im Index sichtbar sind. Bei einem Performance-Index, oder total return index, wie er im Englischen heißt, werden alle Sonderzahlungen und Ausschüttungen so gewertet, als würden sie in die Aktien reinvestiert. Sie werden also in vollem Umfang “mit hineingerechnet” und führen dadurch zu keinen sichtbaren Kursschwankungen wie beim reinen Kursindex. In der Praxis haben oft die Kursindices die größere Bedeutung und für den Anleger nur geringe Auswirkungen, aber wir finden, man sollte den Unterschied zumindest kennen und erkennen.
Andersherum kann man Indices auch nach ihrer Funktion einteilen. Zwischen Benchmark-Indices und regionalen Indices ist der Unterschied nicht immer klar erkennbar – beide decken im Allgemeinen bestimmte regionale Märkte ab und enthalten in der Regel die Aktien der größten Unternehmen in diesem Marktteil oder in dieser Region. Blue-Chip-Indices enthalten die größten Unternehmen (die Blue Chips) eines Landes oder einer Region. Vielfach überschneiden sich die Merkmale dieser Zuordnungen. In der Praxis sind die Zuordnungen mehr akademisch – es genügt in der Regel zu wissen, welcher Index welche Werte widerspiegelt.
Die Aktienauswahl bei einem Aktienindex
Bei weitaus den meisten Indices werden die Aktien von Unternehmen nach ihrer Marktkapitalisierung ausgewählt. Das bedeutet, die Unternehmen mit dem höchsten Kapitalwert (Aktienanzahl im Umlauf x Aktienwert) werden für einen bestimmten Index ausgewählt. Grundlage dabei ist, dass nur die Aktien gezählt werden, die im Streubesitz sind – das heißt, Aktien, die das Unternehmen selbst hält, zählen dabei nicht. Dementsprechend ändert sich mit der Zeit (geringfügig) auch die Zusammensetzung des Index, da sich die Reihenfolge nach der Marktkapitalisierung ab und an ändert. Als Beispiel der EUROSTOXX 50: Im Index befinden sich die 50 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung in der Eurozone. Wird ein einzelnes Unternehmen reicher und erreicht Platz 46, wird es bei der nächsten Anpassung (in der Regel jährlich) in den Index aufgenommen. Das zuvor auf Platz 50 rangierende Unternehmen wird dann verdrängt und ist nach der nächsten Anpassung im Index dann nicht mehr vorhanden. Gleichzeitig können aber noch weitere Kriterien für die Auswahl vorliegen.
Noch wichtiger als die Auswahl ist allerdings die Gewichtung der einzelnen im Index enthaltenen Aktien. Nicht alle Aktien sind gleich gewichtet, das heißt, manche Aktien haben mehr “Stimmen” als andere. Gleich gewichtete Indices sind selten (etwa der ÖkoDAX). Bei den meisten Indices entscheidet die Höhe der Marktkapitalisierung über das Gewicht des jeweiligen Papiers. Das führt dazu, dass Kursveränderungen bei einzelnen Aktien mehr Einfluss auf den Index haben als bei anderen Aktien. Auch die grobe Gewichtung eines Index sollte man also im Kopf haben, wenn man versucht, seine Bewegungen nachzuvollziehen.
Die bedeutendsten Indices im Überblick
Viele Indices gelten als “Börsenbarometer” – sie können Hinweise auf die gesamte Entwicklung des Marktes oder eines bestimmten Marktteils geben. Zudem kann man bestimmte Indices dazu verwenden, um einen Maßstab für die Entwicklung des eigenen Portfolios zu haben (da die meisten – auch gut gemanagten – Portfolios eine Indexperformance nur sehr selten übertreffen, ist es schon ein ganz gutes Ergebnis, wenn man der Indexperformance zumindest nahe kommt).
Der MSCI (1.900 größte Aktiengesellschaften in den Industrienationen) ist der Welt-Index schlechthin. Der EURO STOXX 50 ist der wichtigste Index für Europa (wichtig: gemeint ist hier der Euro-Raum).
Nicht verwechseln sollte man ihn mit dem STOXX Europe 50. Hier sind die 50 größten Unternehmen aus Europa (im geografischen Sinne, gemeint ist nicht der Euro-Raum) vertreten. Ihn gibt es auch in einer umfassenderen Form als STOXX Europe 600 (600 Unternehmen, insgesamt 18 Länder). Auch für Nordeuropa (gemeint sind die skandinavischen Länder) gibt es noch einen separaten Index, den STOXX Nordic 30. Daneben gibt es noch einige Sonder-Indices, wie den CECEEUR oder CEETX. Alle diese Indices spielen im Vergleich zum EURO STOXX 50 in der Regel aber eine geringe Rolle, außer man möchte gezielt bestimmte Regionen in Europa betrachten.
Für die USA gilt vor allem der S&P 500 als mit Abstand der wichtigste Index. Auch der Dow Jones Industrial Average (DJIA) mit den 30 größten US-Unternehmen ist nicht nur der älteste, sondern auch der wichtigste amerikanische Index. Eine wichtige Rolle spielt auch der NASDAQ, nicht nur der Name einer Börse, sondern auch ein Indexwert. Beide, der Dow Jones und der NASDAQ Index sind in zusätzlichen Varianten vorhanden. Beim Dow Jones gibt es noch den Transportation Average, den Utility Average und den Composite Average – beim NASDAQ gibt es neben dem NASDAQ Composite auch noch den NASDAQ 100. Auch die New Yorker Börse ist mit einem (oft weniger beachteten) Index vertreten, dem NYSE (für New York Stock Exchange), daneben ist auch der Russell Index noch bekannt. Im Wilshire 5000 sind alle US-Aktiengesellschaften vertreten.
Für Kanada ist dagegen der S&P/TSX Composite der Leitindex.
Im asiatischen Raum spielt der japanische Nikkei 225 eine wichtige Rolle. Daneben gilt der Hang Seng (Hongkong) als wichtiger Index. Die beiden japanischen Indices Jasdaq und TOPIX werden in der Regel weniger beachtet. Für China ist der SSE Composite Index der Leitindex, zudem spielen der Shanghai Stock Exchange 50 und der Shanghai Stock Exchange 180 eine wichtige Rolle.
Die Golfstaaten sind am bedeutendsten im MSCI GCC 50 Index repräsentiert, speziell für Saudi-Arabien ist dagegen der Tadawul All-Share (TASI) maßgeblich, die Vereinigten Arabischen Emirate haben als wichtigste Indices den Dubai Financial Market General Index (DFM) und den ADX General Index.
In Deutschland ist es klarerweise der DAX, der deutsche Leitindex, der die größte und wichtigste Rolle spielt, auch außerhalb des Landes ist er viel beachtet. Zum DAX mit seinen insgesamt nur 30 enthaltenen Unternehmen kommen dann noch einige Varianten:
- CDAX (alle Aktiengesellschaften in Deutschland zusammen)
- MDAX (mittlere Unternehmen), gerade in Deutschland ist der Mittelstand ja sehr wichtig, wichtiger als in anderen Ländern
- SDAX (kleine Unternehmen)
- TecDAX (30 Technologie-Unternehmen außerhalb der DAX Liste)
- X-DAX (ein spezieller Kurs für die Übergangszeiten zu anderen Börsen) LINK
- ÖkoDAX (10 Erneuerbare-Energien-Unternehmen)
- HDAX (fasst MDAX, TecDAX und DAX zusammen)
- GEX (eigentümergeführte Unternehmen)
Für bestimmte Regionen in Deutschland gibt es außerdem den HASPAX (Region Hamburg), den Nisax20 (Niedersachsen) und den NRW-MIX (NRW) sowie den BayX30, der die 30 größten Unternehmen aus DAX, MDAX und TecDAX auflistet – wie könnte es bei den Bayern auch anders sein, als dass sie auch ihren “eigenen DAX” haben.
In Österreich ist dagegen der ATX der Leitindex, in der Schweiz ist es der SMI. SPI und SLI sind zwei weitere Indizes aus der Schweiz, wo die Unternehmen einerseits gleichmäßig nach Größe (SPI) oder nach einer Auswahl der liquidesten Unternehmen (SLI) repräsentiert sind.
Daneben hat so gut wie jedes Land der Welt auch einen eigenen Leitindex (Länder-Index), das gilt selbst für viele afrikanische Staaten wie Kenia, Zimbabwe oder Ghana.
Indices performen besser als Investmentfonds
Das ist ein erstaunliches Faktum, das aber durch zahlreiche Studien mittlerweile hinreichend belegt ist. Langfristig schaffen es auch gut gemanagte Investmentfonds in der Regel nicht, einen Index in der Performance zu “überholen”. So hat der DAX beispielsweise zwischen Juli 1988 und Juli 2011 einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von 8,26 % erreicht. Ein solches Gesamt-Ergebnis konnte so gut wie kein Investmentfonds mit deutschen Aktien aufweisen. Der Leitsatz lautet also: Der Index ist immer besser 🙂
Index-Fonds
Das hat dazu geführt, dass man versuchte, mittels eines Portfolios den Wertzuwachs des Index “nachzubilden”. Der erste Index-Fonds (auf den S&P 500) war geboren. Index Fonds, die auch ETFs (Exchange Traded Funds) heißen, versuchen also, mithilfe der gleichen Zusammensetzung von Aktien wie im Index dessen Performance zu erreichen. Das ist zumindest der klassische Weg – in der Fachsprache nennt man das voll replizierend.
Allerdings erkannte man bald, dass eine hundertprozentige Nachbildung für die anbietenden Fondsgesellschaften oft schwierig und teuer waren. Einzelne Papiere sind oft schwer zu handeln. Sehr viele Index-Fonds setzen daher heute auf “Sampling” – das heißt, es werden statistisch jene Papiere ermittelt, die am ähnlichsten wie der Gesamtindex performen. Das führt zu gesampelten Index-Fonds, die teilweise deutlich weniger Aktien enthalten als der Index. Als Anleger möchte man das natürlich nicht so gerne – immerhin steigt durch die “Vorauswahl” der Fondsgesellschaft das Risiko auf Tracking-Differenzen, also dass der Fonds eine vom Index abweichende Performance hat. In der Praxis sind diese Abweichungen allerdings meist dennoch gering.
Eine andere, immer beliebter werdende Form der Index-Nachbildung ist die mithilfe von Swap-Geschäften. Sogenannte Swaps sind Derivate, mit denen zukünftige Finanzströme getauscht werden können. Der Weg der Index-Nachbildung ist dabei sehr kompliziert, das Ergebnis ist aber überzeugend. Diese “synthetische” Indexnachbildung mithilfe von Swaps führt zu sehr geringen Tracking-Differenzen in der Praxis (meist noch weniger als beim Sampling), zudem ist die Replikation technisch einfacher und bietet manchmal zusätzlich sogar noch Steuervorteile für Fondsgesellschaften.
Vorteile von Investments in Index-Fonds
Der für die Anleger wichtigste Aspekt bei Index-Fonds ist natürlich die hohe Performance. Wie schon erwähnt erbringen auch aktiv gemanagte Fonds selten die gleich hohe Performance-Leistung wie der Index. Das bedeutet natürlich langfristig höhere Gewinne für Anleger. Eine gewisse Sicherheit ist auch gegeben, da Index-Fonds zwar nicht besser performen können als der Index selbst – aber eben auch nicht schlechter. Selbst Warren Buffett ist neben seinem Ansatz des Value-Investing ein erklärter Fan von Index-Fonds und empfiehlt diese Fonds weithin als gute Anlageform. Dazu kommen geringere Kosten, da es sich bei Index Fonds ja nur um passiv gemanagte Fonds handelt (sie bilden ja lediglich einen Index nach, es braucht also an der Zusammensetzung nichts entschieden zu werden).
Kein Wunder also, dass gerade Index-Fonds als immer beliebter werdende Anlagen gelten. Wie Sie in einzelne Index-Fonds investieren können, was Sie beachten sollten und welche Kosten dabei auf Sie zukommen, erfahren Sie in unseren jeweiligen Spezialbeiträgen.
Weiterführende Links
- Brokergebühren im Vergleich
- Einzelaktien oder Indexfonds? Was ist besser?
- Der DAX bei 12.000 Punkten – was bedeutet das für Kleinanleger?
- Was sind Indexanleihen?
- Aktienindex einfach erklärt
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